Energiearmut bedeutet, dass man sich die Energie nicht leisten kann. Deshalb gab es nun einen runden Tisch, an dem sich die Inselregierung, Vertreter der Gemeinden, und Vertreter von Energia Bonita und La Palma Renovable zusammengehockt haben um über die Energiearmut auf La Palma zu sprechen und darüber zu diskutieren, was denn möglich wäre um da etwas dagegen zu tun. Für das Jahr 2022 hat La Palma Renovable eine Studie über die Energie auf La Palma erstellt und dabei auch das Thema Energiearmut behandelt. Was da so rauskommt, ist gar nicht mal so feierlich. So geben 16,7% an ihre Energierechnung verspätet bezahlt zu haben, 9,6% würden einen unverhältnismäßig hohen Anteil ihres Einkommens für Energie ausgeben müssen, und das ist der grüßte Klops, 28,3 Prozent behaupten, dass Sie nicht in der Lage sind, ihr Zuhause angemessen zu beheizen. Generell spricht man von Energiearmut, wenn Haushalte nicht in der Lage sind ihre Wohnungen zu einem bestimmten Zeitpunkt, oder dauerhaft entsprechend zu beheizen, zu beleuchten oder die Energie zu anderen wichtigen Dingen, wie z.B. Kochen, zu einem angemessenen Preis, für ihr Einkommen zu erhalten. Spannend wird die Geschichte, wenn man sich die Gründe hierfür anschaut. Neben hohen Energiepreisen und geringen Einkommen wird auch die schlechte Bausubstanz dafür verantwortlich gemacht. Da ist sicher auch der Hauptgrund zu suchen, und ja in höheren Lagen wird es nun mal etwas frischer im Winter. Wer also meint, dass man hier die Bude im Winter auf 25 Grad heizen kann, der irrt. Das funktioniert schon, der Ferienhausbesitzer, beschwert sich dann aber und teilt mit, dass er die Gäste nicht mehr wieder haben will, weil in den 2 Wochen Strom für 300 Euro verbraten wurde. Die Einheimischen wissen das, dass es im Winter etwas frischer ist, und die zwei, drei Monate bekommen wir auch rum. Die Faustregel lautet, dass die Fließjacke im Haus an muss und gegeben falls auch die Wollsocken, wenn man dann nach draußen geht, wo womöglich dann die Sonne scheint, dann tut es auch manchmal ein T-Shirt. Dennoch ist der Wert wirklich heftig, mit den 28,3 % die frieren müssen. Und wir kennen das selber, die Fenster bei uns sind aus Holz und der Spalt hat 1-1,5 cm. Es wird also nicht nur kalt in der Bude, sondern auch feucht. Wir haben uns vor ein paar Jahre einen Holzofen eingebaut, aber das reicht gerade mal fürs Wohnzimmer. Sonst läuft der Entfeuchter den ganzen Winter und wird von Zimmer zu Zimmer gezogen um übermäßige Schimmelbildung zu verhindern. Uns hat das bislang immer genervt, im Frühling etliche Wände neu zu verputzen, weil die Feuchtigkeit dien Wand aufgesprengt hat, aber irgendwie hat man das immer hingenommen, die Miete war ok, und irgendwie geht das schon. Schließlich war das früher normal und man darf eben auch nicht die gewohnten Standards aus Deutschland geltend machen. Da kommt man auch mal mit einstelligen Temperaturen im inneren zurecht. Jetzt kommt aber unsere Vermieterin um die Ecke, und meint, dass die Miete nun saftig erhöht werden soll. Und wenn wir das nicht möchten, dann könnten wir uns ja gerne was anderes suchen. Genau da liegt aber gerade wirklich das Problem, also nicht nur bei uns, sondern generell. Hier werden gerade Behausungen auf den Mietmarkt geworfen, die in einem unmöglichen Zustand sind, die Mieten sind aber heftig hoch, weil es immer noch genug gibt, die dringend etwas suchen. Auch für viele, die sich nach dem Vulkan was Neues gekauft haben, ist eine Renovierung, um das Haus oder die Wohnung in einen annehmbaren Zustand zu versetzten, einfach finanziell nicht drin. Nicht nur, dass sich die Handwerker gar fürstlich entlohnen lassen, häufig hat man den letzten Cent zusammengekratzt um sich eine überteuerte Bruchbude leisten zu können, und die paar tausend Euro für neue Fenster sind dann eben nicht mehr drin. Da wir nun also gerade von Cabildoseite erklärt bekommen haben, dass auch wir offiziell energiearm sind, überlege ich gerade einige Platzierungsvorschläge, die ich unserer Vermieterin, für ihre Mieterhöhung nennen könnte. Und nein, selbst wenn wir die Kohle hätten, da jeden Tag mit Radiatoren zu heizen, damit es nur halbwegs erträglich wäre, das Stromnetz im Haus hält das gar nicht aus. Laut Alberto, dem sanften und kompetenen Hünen von Onice ist die Installation nicht nur ungenügend, sondern dringend renovierungsbedürftig, weil auch gefährlich. Nix ist also mit Mieterhöhung, solange die Frau kein Geld reinsteckt, gibt es nichts extra. Dennoch haben wir gerade auf La Palma ein wirkliches Problem mit akzeptablem und bezahlbarem Wohnraum und die Energiearmut ist da eben nur ein Symptom.
Dass man in Sachen Wohnen hier auf La Palma nicht einen deutschen Standart erwarten kann, ist klar. In Sachen Oktoberfest gilt das aber auch. Vor einigen Jahre gab es da mal eine größere Geschichte, und von einigen Palmeros hört man, dass das echt prima gewesen sein soll. Vor allem das Essen wurde gelobt. Ich war da nicht und kann es nicht beurteilen. Aber es gab Brezeln, Kartoffelsalat und deutsches Bier (Warsteiner, wegen dem deutschen Standard). Ein riesiges Zelt wurde da aufgefahren und sogar Uftatagebläse wurde dem Palmero, der sich für fremdländische und urtümliche Kulturen interessiert zeigte, geboten. Später gab es dann noch Miniaturausgaben eines Oktoberfestes in Todoque. Die Nachbarschaftsvereinigung hat das auf die Beine gestellt, und die alemannischen Anwohner haben ihren Teil in Sachen Kulinarisches da beigetragen, inklusive Schweinebraten mit Knödel. Ich möchte von solch volkstümlichem Getue nicht wirklich etwas wissen, aber ich war letztes Jahr auch auf dem Oktoberfest in El Paso. Die machen da gewaltig einen auf Tradition, also darum, dass es nun schon die vierte Ausgabe ist. Letztlich passiert da aber rein gar nichts, was auch nur im entferntesten an Oktoberfest erinnert. Neben Hüpfburgen für die Kinder gibt es Bier. Und Emilio, Bruder unseres funkionalen Bürgermeisters Eloy und Chef der Bar Los Angeles serviert irgendwelches Wurtsgeschnippsel aus dem Supermarktregal mit Kartoffeln und Mayo und schon ist der bajuwarischen Tradiotion genüge getan. Dieses Jahr folgt auch noch ein Stand der Bar El Mayoral, die für wirklich leckere Tapas bekannt ist. Allerdings kommt der Mann aus Sevilla und deshalb sind dann Boquerones wahrscheinlicher als Weißwürste. Dann gibt es noch Bier von Tropical und von der belgischen Brauerei „Isla Verde“ in Tijarafe. Für die musikalische Unterhaltung sorgen einige DJs. Die ganze Geschichte ist so halbgar, dass man den Eindruck hat, dass man eben wieder einfach einen Grund braucht, eine Feier abzuhalten. Weil, wir mögen vielleicht so energiearm sein, dass es nicht mal fürs Brot reicht, aber Spiele gehen immer. Dass Eloy aber mit Lederhose und Seppelhut bewaffnet auf ein Bierfass eindrischt, ist sicher nicht zu erwarten.