Vier Tage Kultur und Schildkrötentreff

Derzeit steppt der Bär auf der Ostseite der Insel. In Santa Cruz findet das FAVE zum zweiten Mal statt. FAVE ist das Kürzel für “Festival de las Artes Visuales y Escénicas”.  Grob übersetzt ist das ein Festival optischen Kunst und Inszenierung. Das Spannende an der Geschichte ist, dass die verschiedenen Beiträge auf offener Straße, bzw. auf offenen Plätzen stattfinden. Das Ganze immer schön zeitversetzt, damit man von Ort zu Ort wandern kann um möglichst viel mit zu bekommen. Die ganzen Darbietungen sind, mit Ausnahme von wenigen Kinovorführungen im Teatro Circo de Marte, komplett kostenlos. Nicht nur Aufführungen, sondern auch Workshops sind Teil des Programms und letztlich ist für jeden, ob klein oder groß was dabei. Selbst Menschen, die es nicht so mit der Kleinkunst haben, können sich an verschieden Lichtinstallationen, teilweise in 3D, am Nächtlichen Himmel der Inselhauptstadt erfreuen. Das Ganze ging bereits gestern los und geht noch bis zum Sonntag. Das ganze Programm kann man hier einsehen, und es ist tatsächlich randvoll gepackt. Morgen beginnt die erste, von zehn Veranstaltungen um 12 Uhr und die letzte erst um 23 Uhr. Am Sonntag gibt es das „große Finale“, eine Theateraufführung kurz vor Schluss, auf der Plaza Santa Domingo um 20:30 Uhr und im Anschluss um 22 Uhr am Stadtstrand von Santa Cruz „Beleuchtete Geschichten“ und „Isla Bonita Feuerwerk“.

Im Osten drüben ist aber am Wochenende noch mehr los. In Mazo treffen sich die Schildkrötenfreunde und bringen ihre Schätzchen mit. Gemeint sind damit aber nicht die gepanzerten Tierchen, sondern die alten Land Rover, die hier noch überall über die Insel kriechen. Im Volksmund werden die Teile nämlich „Tortuga“, als Schildkröte genannt, ganz einfach, weil die Fortbewegung ähnlich gemächlich von Statten geht, wie bei den Tieren, aber gleichzeitig eine enorme Kraft dahintersteckt. Die Tortuga war früher das Nutzfahrzeug schlechthin, Traktorersatz, Transportmittel und Familienfahrzeug. Mittlerweile sieht man die Fahrzeuge aber immer seltener. Das hat auch was mit dem Generationenwechsel zu tun. Die Tortuga wurde nämlich vom Toyota Hillux, als ultimatives Nutzfahrzeug abgelöst, und die alten Männer, die der festen Überzeugung sind, dass die Schildkröte weiterhin das beste Alltagsfahrzeug der Welt ist, sind längst berentet. Viele dürfen auch mittlerweile nicht mehr fahren, weil man in Spanien ja alle paar Jahre eine Untersuchung zur Fahrtauglichkeit machen muss, und da irgendwann die Leute beim Reaktionstest oder beim Sehtest durchfallen. Allerdings ist die Tortuga ja längst Oldtimer und damit eben für die junge Generation auch Liebhaberfahrzeug geworden. Etliche, von Großvater runtergefahrene Exemplare, wurden von der jüngeren Generation mittlerweile wieder komplettrestauriert. Auch stehen noch überall welche rum, die in einem recht bedauernswerten Zustand sind, aber eben immer noch fahren. Die Teile gleichen in Sachen Unkaputtbarkeit, aber auch in Sachen Bequemlichkeit eher einem Panzer, als einem Auto. Besonders schnell kommt man damit auch nicht von A nach B, im Prinzip ist das das perfekte Vehikel zum Entspannen, und vereinzelt kann man wirklich noch das ursprüngliche La Palma erleben. Ein steinalter Mann, mit Zigarre im Mund, fährt minimal über Schrittgeschwindigkeit vor einem her und hält auf offener Straße mal kurz an um ein Schwätzchen zu halten oder steigt aus, um die Ziege auf der Ladefläche wieder richtig anzuknoten. Nun treffen sich also die Freunde des Land Rover am morgigen Samstag neben dem Markt von Mazo. Man trifft sich, begutachtet gemeinsam die Fahrzeuge der anderen und fachsimpelt ein wenig rum. Auch eine Ausstellung mit Fahrzeug Bildern soll es dort noch geben und anschließend geht man gemeinsam zum Mittagessen.