Gerechtigkeit ist immer so ne Sache und Gas

Die Ankündigung, dass man gedenkt die Vulkanopfer mit den jährlichen 100 Millionen Euro aus Madrid die es nun zusätzlich zu den 50 Millionen der Regionalregierung gibt, eins zu eins im Wertverlust zu entschädigen, sorgt nun für Diskussionen. Die Betroffenenverbände sind da nun verständlicherweise am jubilieren und haben aus ihrer Sicht natürlich völlig recht, wenn man diese Lösung als gerecht erörtert. Wir reden hier natürlich von Immobilien die da finanziell kompensiert werden sollen und man plane da den realen Wert von vor dem Ausbruch zu Grunde zu legen. Ein Teil der Betroffenen sieht das aber direkt schon wieder ganz anders. Schließlich sei der Wert von bebautem Land ja gestiegen, alldieweil es einen Mangel geben würde. Deshalb habe die Entschädigung pro qm im Prinzip nun um 50% höher auszufallen. Alles schlüssig und gut, aber da wir uns hier gerade kollektiv gegenseitig beneiden, wird das gar nicht so einfach mit der Gerechtigkeit. Die angedachte Regelung bedeutet nun mal, dass diejenigen, die schon immer viel hatten, nun viel Entschädigung erhalten. Ein Immobilienbesitzer der größeren Art, der eines seiner 5 Häuser verloren hat, soll nun entsprechend höher entschädigt werden, obwohl er die Wertsteigerung seiner übrigen Behausungen dem Vulkan zu verdanken hat. Diejenigen, die ihr Haus anständig versichert hatten, fragen sich nun vielleicht, warum Sie den immer in den Topf einbezahlt haben, wenn alle anderen nun dasselbe erhalten. Die Diskussion bei solchen Geschichten geht immer dahin, dass man den einzelnen kleinen sieht, der sein kleines Haus verloren hat und nun mittellos dasteht, so ist das tatsächlich auch in ganz vielen Fällen. Aber es gibt eben auch diejenigen, die mehr als genug haben, und wenn mir einer erzählt, dass er 5 Häuser an den Vulkan verloren hat, dann tut das meinem sozialistischen Herzen weit weniger weh, als der Verlust eines gesamten Hausrates des Mieters in eben so einem Haus. Zudem dass der sich nun die Miete, weil da gerade ganz viele das große Geschäft wittern, an anderer Stelle nicht mehr wirklich leisten kann. Das betrifft nun eben auch nicht nur die, deren Mietunterkunft verschüttet wurden. Viele hier im Tal mussten ausziehen, weil der Eigentümer nun das Haus selber brauchte, oder nun zum Maximalwert verkaufen konnte. Einige konnten sich dann die Miete für eine andere Unterkunft schlicht nicht mehr leisten und sind verschwunden. Unterstützung gab es für diesen Personenkreis gar nicht.

Bislang sind wir ja nur bei der Ankündigung, dass das so geplant sei, und so ganz glaube ich da noch nicht dran. Außerdem ist das tatsächlich für den sozialen Frieden eine ganz heikle Sache. Es ist ja schon jetzt so, dass manch einer relativ Neid zerfressen seinen Nachbarn nicht mehr anschauen kann, weil dieser Geld erhalten hat und man selber nicht. Das wird dann noch mit Namensnennung in die sozialen Medien gesetzt und vergiftet die Stimmung gewaltig. Von der Solidarität während des Ausbruchs ist mittlerweile recht wenig über.

Bei der ganzen Verteilungsfrage der 400 Millionen in 4 Jahren aus Madrid vergisst man ja auch ganz gerne, dass das Geld ja nicht vom Himmel fällt. Das ist Geld, das von Staat kommt und damit über Steuern von jedem einzelnen bezahlt wird. Gleichzeitig haben sich ganz viele Menschen in Spanien und der ganzen Welt solidarisch erklärt und haben Geld gespendet, das den Vulkanopfern zugutekommt. Wenn man diese nun aber tatsächlich 1 zu 1 entschädigt, dann sieht das Resultat so aus, dass jemand dann exakt das gleiche an Wohlstand hat, wie zuvor, während der andere weniger hat, weil er ja gespendet hat. Das wird alles irgendwie zu einer komplizieren moralischen Diskussion und eine wirkliche Gerechtigkeit gibt es nicht. Die ganze Geschichte auch nur im Ansatz gerecht hin zu bekommen ist sicher schwierig und ich bin heilfroh, dass ich da nichts entscheiden muss. Bevor da nun irgendwelche Vorwürfe von Neid aufkommen, ich könne tatsächlich fast jedem, der am Ende was erhält, ausgenommen vielleicht einige Leute die in den letzten beiden Jahren persönliche Animositäten bei mir geweckt haben, weil sie gar so laut nach Gerechtigkeit gerufen und dabei gleichzeitig anderen so gar nichts gegönnt haben. Am besten lässt sich das an dem Klischee des Millionärs erklären. Wer 5 Millionen auf dem Konto hat und in Todoque eine Villa im Wert von einer Million verloren hat, diese aber aus sparfüchsigen Gründen nicht versichert oder unterversichert hatte, der braucht die Entschädigung nicht wirklich und in Anbetracht dessen, dass es Leute gibt, die sich nicht mal ein Grundstück für einen Neuanfang leisten können, weil sie zuvor eben nicht im Eigentum gelebt haben, wäre das heikel, wenn der sich beschwert, dass er bislang kein Geld bekommen hat.

Neues, oder nicht ganz neues gibt es aus Puerto Naos. Dass das nun erst rauskommt ist dann auch direkt der Stein, an dem man sich die Zehen schmerzhaft andengelt. Zu unserem CO2-Problem in La Bombilla und Puerto Naos kommt nun nämlich noch was hinzu. Jetzt taucht da wohl auch Kohlenmonoxid auf, das berichtet heute eltime.es und bezieht sich dabei auf einen Text aus einem Dekret vom 19 Oktober in dem unser Inselpräsident auf einen Notfallbefehl von Ende September Bezug nimmt, wo er anordnet, dass der Ursprung dieses, potentiell tödlichen Gases untersucht wird. Aus dem Text geht auch hervor, dass ein direkter Evakuierungsbefehl erlassen wurde, also dass die Anwohner, die in Begleitung und mit QR-Code ausgestattet, von dort weggebracht wurden, weil eine ernsthafte Gefahr bestanden habe. Die Meldung hat es aber nun ganz gewaltig in sich und man fragt sich doch tatsächlich, warum das Vorhandensein von Kohlenmonoxid weder an die Öffentlichkeit kam, noch wurde die Opposition über den Sachverhalt informiert. Im Gegenteil, man hatte den Bewohnern in der Zwischenzeit neue Erleichterungen beim Zugang in die Gebiete in Aussicht gestellt. Da fragt man sich schon, warum. Die politische Agenda, dort alles so schnell wie möglich auf zu machen und im Wahlkampf die Verschwörungstheorien zu befeuern, dass das bisher nicht passiert sei, ist die eine Sache für sich. Dass die CO2-Situation das dann nicht zulässt eine andere. Mit der Realität muss man aber klarkommen. Gas hält sich eben nicht an Wahlversprechen. Man versucht ja dann mit dem Überwachungssystem zumindest einen zeitweisen Zugang zu gewähren. In die noblen Absichten passt dann halt Kohlenmonoxid und eine sofort Evakuierung so gar nicht rein.