Frau Rebollo sieht ein Verkaufsproblem

Raquel Rebollo heißt unsere Inselrätin für Tourismus und war nun bei El Time.es zum Interview geladen. Wo sie erzählt hat, wo es hin geht, warum es gerade nicht so geht, wo man hin will, aber nicht kommt, und warum immer noch zu wenige hierher kommen wollen. Generell kommt da, wenn man der Frau zuhört, das goldene Kalb des Wachstums zu Ohren. Wir reden vor allem über Bettenzahl, Flugverbindungen, und Ankömmlinge, am besten in hoher Stückzahl. Da das alles miteinander zusammenhängt ist das sicher auch nicht ganz falsch, aber vielleicht auch nicht das Einzige was zählt, wenn man die Geschichte, als oberste insulare Touristikerin betrachtet. Generell wird da immer eine andere Form des Tourismus propagiert und betrachtet. Es scheint, dass man denkt, dass die Präsentation auf Tourismusbörsen und Gespräche mit den großen Konzernen das Wichtigste sind. Das ist natürlich auf den ersten Blick verständlich. Wer die Geschichte mit dem Tourismus beruflich lernt, der betrachtet die Geschichte vor allem aus diesem Blickwinkel, weil 95% des europäischen Urlaubtums genauso funktioniert. Deshalb bekommt man natürlich dann genau diese Denke, wenn man sich solche Fachkräfte für den Tourismus in höhere Ämter holt. Zu behaupten, dass diese Leute nicht verstehen, wie La Palma als Urlaubsort funktioniert, das wäre schlichtweg falsch, weil auch meine Sicht auf den palmerischen Tourismus etwas eingeschränkt und vorurteilbehaftet ist. Die romantische Vorstellung, dass unser Inselchen irgendwie Geheimtipp bleibt und wir unter dem Radar der unliebsamen Massen bleiben ist vielleicht auch blauäugig und naiv. Vielleicht aber eben auch eher visionär. Die richtig Großen haben nämlich längst gemerkt, dass wir nicht mehr so weiter machen können, und wer in technologieoffener Volltrunkenheit denkt, dass wir demnächst wasserstoffgetrieben und klimaneutral durch die Weltgeschichte jetten, und der Tourismussektor deshalb immer weiter wachsen wird, der soll meinetwegen FDP wählen. Wachstum in einem Sektor stellt eben eine Abhängigkeit dar, und zusätzlich zur Vulnerabilität die uns die covidiale Seuche vor Augen geführt hat, kommt nun noch der Klimawandel hinzu. Ewig geht das mit den Kerosinsubventionen nicht weiter, und wenn man ganz ehrlich ist, dann ist das auch richtig so. Für uns, die wir auch als Gesellschaft von den Reisenden leben, birgt das eine gewaltige Gefahr. Das ist aber gerade eher die grundsätzliche Geschichte, und zumindest die, die gerade in der Veantwortung sind setzten sich damit nicht wirklich auseinander. Im Interview mit Frau Rebollo ging es eben, vor allem darum, wie wir mehr Flieger und mehr Besucher bekommen, können. Freudig teilt sie auch mit, dass Polen noch nicht verloren sei, und im nächsten Sommer zwei Flugverbindungen von dort (Warschau und Kattowitz) nach La Palma geplant seien. Die Gesellschaft benennt sich nicht wurde aber auch nicht danach gefragt, aber das sei noch nicht alles, da komme noch mehr. Man habe, so Frau Rebollo, ein Marketingproblem. Irgendwie hatte man auf dem Schirm, dass man den Vulkan touristisch ausschlachten könne, aber das hat so nur einen Sommer geklappt. Mit der Katastrophe Geld verdienen war also nichts, und deshalb hat man nun die neue Idee, dass man La Palma nicht mit, sondern ohne Vulkan vermarktet. In der internationalen Presse gelten wir immer noch als Katastrophengebiet und man könne da nicht hin, weil man sich die Füße auf der heißen Lava versengen würde. Und nun lernt man, dass es eben schwierig ist, laut zu jammern, dass hier nun alles im Argen liegt, weil man Geld zum Wiederaufbau aus möglichst vielen Töpfen hierher transferiert bekommen möchte und gleichzeitig La Palma weiterhin als das Paradies zu vermarkten, dass es immer noch ist. Deswegen möchte Frau Rebollo nun weg vom Vulkan und andere Orte der Insel wieder sichtbar machen. So hofft man zum Beispiel die Britten zu bekommen, von da fliegt nämlich gerade gar nichts hierher. Die Frage ist, wo man die Leute dann unterbringen soll und möchte. Wir haben nämlich tatsächlich ein Bettenproblem., an dem der Vulkan schuld ist. Und natürlich fehlt uns da vor allem Puerto Naos, auch wenn mir persönlich da eher ein Ort des Grauens war. Die Frage ist ja, wann und vor allem in welcher Form wir das Küstenörtchen zurückbekommen. Taugt das dann touristisch noch, oder eben nicht, weil keiner da direkt wieder die Bar eröffnet. Auf die Frage im Interview, wie man da gegeben falls eine neue Infrasruktur in Sachen Touristenort, vielleicht auch an anderer Stelle schaffen könnte, hat sich Frau Rebollo rausgewunden und auf die Entscheidungsgewalt des Inselpräsidenten verwiesen. Da kommt dann wieder die gesamte Bettenfrage auf den Kanaren ins Spiel. Die werkeln nämlich gerade an einer neuen Regelung für Ferienwohnungen. Da hat man nämlich zu viele auf den Kanaren, beziehungsweise zu wenig Wohnraum für die Einheimischen. Vor allem auf den großen Inseln ist das ein Problem und man möchte da tatsächlich Einschränkungen vornehmen bei der Genehmigung vornehmen. Von 100.000 Betten auf den Kanaren ist die Rede und in manchen Orten gibt es wohl mittlerweile mehr Betten für Touristen als für die Einheimischen, weil man damit mehr Kohle machen kann, als mit Festvermietung. Für La Palma möchte man aber eine Sonderregelung haben und hat die bereits versprochen bekommen. Grund sei die Abhängigkeit in Sachen Flugverbindungen die diese Betten der ferienhäuser mit sich bringen. Was bedeutet, dass die sehr wohl verstanden haben, dass der Tourismus hier irgendwie doch noch anders tickt als auf den anderen Inseln.