Häuser zählen und zu 100% sauber

Wir haben Potenzial. Zumindest glauben wir das und die Idee ist, dass wir unser Potenzial ausschöpfen und das nach Möglichkeit zu 100% und blitzsauber.  Die Rede ist mal wieder von der erneuerbaren Energie, in dem Zusammenhang von der Geothermie. Verschiedene Förderprojekte sind nun in einer Art Vorauswahl vom Instituto para la Diversificación y Ahorro de la Energía (IDAE) aufgenommen worden und da soll dann mächtig viel Geld reinfließen. Wir sind da freilich dabei, schließlich bezahlt ein anderer und dann nehmen wir das mit. Ob das wirklich sinnvoll ist, mi der Erdwärme, das kann ich nicht sagen, es gibt Leute die behaupten, dass Sonne Wind und Speicher wesentlich effizienter sein würden, aber wenn andere bezahlen ist das erstmal egal. Es geht ja dabei auch bislang nur um Projekte, wo geschaut werden soll, was geht. Und dafür sind schlappe 60.000.000, – Euros ausgelobt. Neben Sodepal, der inseleigenen Firma, die ein eigenes Subunternehmen in Sachen Energie gebastelt haben und mit INVOLCAN schon in Mazo und Fuencaliente am forschen sind, haben sich nun auch die Energieriesen Repsol und Disa, die normalerweise eher fossil daherkommen, eingebracht. Disa, die mit den Tankstellen haben ein Konsortium mit der Inselregierung gebildet und die Universität von La Laguna im Boot, um wissenschaftlich auszukundschaften, was energetisch unter unserer Erde möglich ist. Den Entfgültigen Bescheid seitens der IDAE soll es Anfang nächsten Jahres geben, und die Zielsetzung soll tatsächlich 100% CO2-neutral heißen. Man erwartet da einen großen Schub, obwohl man ja eh schon in einem Förderprogramm der EU steckt, dass uns bis 2030 komplett von den fossilen Trägern befreien soll. Bislang haben wie hier noch keine 10% erneuerbare Energie und das obwohl wir seit Jahren lautstark davon reden, ganz bald 100% zu erlangen. Die Worte sind da ähnlich warm, wie der Boden, der da Abhilfe schaffen soll.

Neben sauberer Energie fehlt es uns nach wie vor an Wohnraum. Noch mehr als 40 Personen leben, über 2 Jahre nach der Eruption, noch in Hotels. Dazu kommen Container und Holzhäuser, die als Provisorium gedacht waren, aber für viele längst zum Alltag wurden. Der Markt gibt schlichtweg nichts her. Zum kaufen ist es zu teuer und zum Mieten erst recht. Selbst diejenigen, die das Geld haben und sich ein Stück Land geleistet haben, müssen Monatelang auf einen Architekten warten, der ihnen die Pläne für das neue Zuhause zeichnet. Danach sind es dann die Handwerker. Maurer sind gerade Mangelware, Elektriker auch und überhaupt müsste man gerade Bauunternehmer sein, hier auf der Insel. Jetzt kommt aber mal wieder ein großes „Aber“. Wir haben nämlich gar keinen Mangel an Behausungen hier auf der Insel. Die Daten stammen zwar von vor dem Vulkan, aber groß verändert hat sich da sicher nichts. Die Daten von 2021 haben ergeben, dass es auf La Palma einen Lehrstand von mehr als 12.000 Wohnungen bzw. Häusern gibt. Oder anders gesagt, wird jedes 4 Haus nicht genutzt. Also gar nicht, da sind die Ferienhäuser schon rausgerechnet. In die Zählung aufgenommen hat man Häuser ohne Stromanschluss, oder Häußer die einen Minimalen Verbrauch haben. Hier wurde festgelegt, was der Verbrauch bei einer normalen Nutzung von 15 Tagen im Jahr wäre. Was da darunter lag, wurde ebenfalls als Leerstand gerechnet. Wer nun sagt, dass eine Bruchhütte in Garafia niemandem nutzt, der hier im Tal nichts zum wohnen findet, der hat recht. Deshalb nimmt man einfach mal alles andere raus und kommt dann Aridanetal immer noch auf 3.829 Wohneinheiten, die im Jahr 2021 nicht genutzt wurden, so berichtet die Internetzeitung eltime.es unter Berufung auf die Daten des Instituto Nacional de Estadística (INE). Wenn wir dann dem Vulkan auch noch seinen Anteil abgeben, bleiben locker immer noch 3.000 über. Die Häuser sind also nicht weg, die gehören schlichtweg jemand anderem und dieser andere ist nicht auf Geld angewiesen, was dafür sorgt, dass die Behausungen weder verkauft noch vermietet werden. Warum das nicht klappt, kann ich nicht sagen, aber schon während der großen Wirtschaftskrise in den späten Nullerjahren war dieses Phänomen bei den Geschäften zu erkennen. Die haben reihenweise Pleite gemacht, aber die Besitzer der Lokalitäten sind nicht mit der Pacht runtergegangen, sondern haben dann lieber ganz auf Einnahmen verzichtet und haben keine neunen Mieter gefunden. Mit den Häusern ist das ganz ähnlich. Lieber gar nichts als unter dem selbst definierten Wert und außerdem geht das Land ja nicht kaputt. Verkauft wird nur, wenn sich das wirklich lohnt. Seitens der Politik gab es schon mal die freundliche Aufforderung, sein Wohneigentum zu vermieten, oder sogar der Gemeinde zu veräußern, auf das diese das dann renovieren könnten.  Mit Freundlichkeit kommt man der Erkenntnis, dass Eigentum auch verpflichtet, nicht wirklich weiter. Aber an die härteren Bandagen traut sich niemand ran, obwohl man theoretisch ganz einfach das „insulare Interesse“ deklarieren könnte, was die Möglichkeit der Enteignung mit sich bringen würde. Der freiwillige Verkauf oder auch die Vermietungsbereitschaft würden da sicher direkt zunehmen. Mit hochtrabenden Tourismusprojekten kann man das ja auch machen, und bei Wohnungsnot hätte wirklich die Gemeinschaft was davon. Aber das wäre schlichtweg politischer Selbstmord. Fast jede Familie hat irgendwo was leerstehend und gibt das nicht her. Allein bei uns in der Straße gibt es gibt es auf 100m neun Wohneinheiten, wovon vier seit Jahren leer sind. Alle wären lediglich ein Fall zum Renovieren und nicht zum Sanieren, also schnell lösbar und kostengünstig und das keine 200m vom Ortskern von El Paso entfernt. Im Prinzip wäre die Lösung ja ganz einfach, funktioniert aber auf einer so kleinen Insel, wo jeder jeden kennt überhaupt nicht. Wer Leerstand besetzt, den bekommt man da so gut wie gar nicht mehr raus. Dass mir da romantische Instantbesetzungsideen kommen, ist klar, aber realistisch geht das hier nicht, man wäre sozial komplett unten durch. Die praktische Lösung könnte am ehesten über sozialen Druck funktionieren, in dem man den Eigentümern klar macht, dass ihr Verhalten des nicht Verkaufens oder Vermietens dafür sorgt, dass andere kein Zuhause haben. Dass das so laufen könnte ist aber auch nur ein romantischer Traum eines sozialistisch sozialisierten Spinners.