Von der Nordumfahrung gibt es frohe Kunde. Man kommt bei der Baustelle am Barranco del Jurado weiter. Die LP1 wird ja gerade zwischen La Punta und Tijarafe schick gemacht, und da in der Kurve des Barrancos ist ein Nadelöhr. Nicht nur, dass es da eng ist, wegen des Barrancos gibt es auch für die Ortskundigen da keine Ausweichstrecke. Tagsüber ist es so, dass da eine Baustellenampel montiert ist, und man gegebenenfalls etwas warten muss. Um den Verkehr nicht gar so sehr zu beeinträchtigen hat man sich für gröbere Tätigkeiten, Rodungsarbeiten sollen da gemeint gewesen sein, auf die Nachtstunden verlagert, was dann eben ab und an zu temporären Vollsperrungen geführt hat. Seit Juni gab es immer wieder Vollsperrungen gerne in den frühen Morgenstunden. Nun hat aber das Rathaus von Tijarafe mitgeteilt, dass damit nun Schluss sei. Ganz ohne Einschränkungen wird es aber weiterhin nicht funktionieren. Unter der Woche ist zumindest tagsüber der Bautrupp am Werkeln, und man muss gelegentlich zu den Baustellenampeln mit weiteren Einschränkungen rechnen. Was aber wohl alles gehen soll, man sollte nur nicht erwarten, dass man angestreift gehen Norden kommt. Am Wochenende und nachts wird nun nicht gearbeitet, deswegen bleibt nur die Baustellenampel an der Engstelle als Einschränkung.
Die andere Baustelle auf der Westseite ist zwischen Puerto de Tazacorte und dem Ortszentrum. Wer vom Dorf an den Strand möchte, der muss, solle er nicht laufen wollen, den Umweg über Argual machen. Da dann runter in den angstbehafteten Barranco und am Klärwerk vorbei Richtung Hafen. Hier gab es einen Erdrutsch, das schon vor einigen Wochen. Das Gestein hat man ganz fix weggeräumt und dann auch die Stra0ße wieder aufgemacht, aber kurz danach festgestellt, dass da felsentechnisch auch noch was nach rutschen könnte. Deshalb Vollsperrung und wenn man clever ist, dann bastelt man parallel gleich an den Anschlüssen der neuen Straße, das erspart nachher Stress. Was die da gerade machen, weiß ich aber nicht, ich habe nicht nachgeschaut. Im Sommer war die Totalsperrung zwischen Dorf und Strand schon mal Thema, da hat man aber dann von abgesehen. Sommermonate und kein direkter Weg zum Strand ist aber der einheimischen Bevölkerung nicht zu zumuten, zudem ja der Puerto Naos Strand unerreichbar war und ist. Ob das nun zur touristischen Hochzeit geplant war, kann man nicht sagen, aber nun hat das Rathaus die Öffnung der Strecke für die 3. Januarwoche in Aussicht gestellt.
Wer keine eigenen Nachkommen hat, der kann immer noch adoptieren. Hier gibt es das auch, aber nicht nur familiär, sondern auch insular. Wir sind ja gerne mächtig überzeugt von unserem Dasein und die Tatsache der schieren Existenz als Palmero lässt manch einem die Brust schwellen, dass die Hemdsknöpfe abplatzen. Nicht jedem ist Glück zu teil geworden, qua Geburt Palmero zu sein, auch das bloße Geborenwerden vor Ort reicht noch nicht wirklich aus. Da müssen einige Generation drüber, wobei man als Canario einen gewissen Startvorteil mitbringt. Aber es gibt den Palmero ehrenhalber. Da bekommt man dann die insulare Staatsbürgerschaft verliehen, was nicht ganz einfach ist, sondern nur Menschen zu teil wird, die sich im besonderen Maße um uns verdient gemacht haben. Man kann das auch nicht beantragen, sondern, gleich dem Bundesverdienstkreuz oder gar dem Friedensnobelpreis, es bedarf einer Nominierung. Die Inselregierung kann das dann feierlich umsetzten und man wird zum/zur „Hijo / Hija adoptiva de La Palma“ Als zum palmerischen Adoptivkind. Jetzt haben die ganzen Betroffenenverbände vom Vulkan den Chef von „I Love the World“ nominiert. Bislang sind es 13 Gruppierungen und es wird tatsächlich erwartet, dass da noch einige dazukommen. Alfonso Escalero heißt der Mann, der ja mittels Drohnenbilder das ganze vulkanische Desaster dokumentiert hat, und mit dem Bildmaterial das Buch „La orta historia del volcan“ herausgegeben hat. Hierbei hat er versprochen die Kohle die da fließt den Betroffenen als Hilfe zukommen zu lassen. Und die ganzen Bürgervereinigungen haben da auch ruckzuck was bekommen, was natürlich der Nominierung zuträglich ist. Allerdings regt sich nun aber auch direkt wieder Widerstand gegen die geplante Ehrung, weil etliche behaupten, dass der Altruismus des Herrn Escalero auch nur eine Masche sei. Der habe sich nämlich mit dem Vulkan selber gewaltig die Taschen vollgemacht, so lautet der Vorwurf. Geld zu verdienen, da gibt es sicherlich nicht wirklich was zu kritisieren, allerdings stören sich einige daran, dass der Mann sich in der Öffentlichkeit als der größte Wohltäter präsentiert, gleichzeitig aber die Bildrechte zu Mondpreisen veräußern würde, was irgendwie nicht zusammenpassen würde. Die Fotos, die er übrigens ja gar nicht selber geschossen hat, schließlich ist er ja nur der Firmeninhaber, sind qualitativ toll und machen auch was her, und dass man die Gewinnbringend als Firma verkauft ist sicher legitim, aber es gibt durchaus Leute die da gerade ein wenig angepisst sind, dass da jemand reich mit geworden ist. Die Darstellung, dass die Fotos, die da mittels Drohne gemacht wurden, allesamt auf bitten der Anwohner passiert seinen, die hat Herr Escalero bei der Vorstellung des Buchprojektes selber revidiert. Und manche finden, dass es nicht richtig sei, dass da jemand ungefragt ihren Privatgrund fotografiert hat, der gerade von der Lava gefressen wird, und dann diese Bilder für tausende Euro verkauft. Vielleicht wäre die Empörung die nun an mancher Stelle aufplatzt auch gar nicht passiert, wenn das Wohltätertum nicht dermaßen monströs vor sich hergetragen worden wäre. Während des Vulkans war die Situation auch sicher noch eine andere, aber später ließ sich dann mit dem Image richtig Geld verdienen.