Die Veräppelung wird nun offiziell gemacht

„Eine unserer Prioritäten ist es, dafür zu sorgen, dass die Einwohner von La Palma so schnell wie möglich wieder über die notwendige Infrastruktur verfügen können, um ihre Mobilität zu gewährleisten“, sprach Pablo Rodriguez, der kanarische Minister für Infrastruktur, Straßenbau und Mobilität und lobte gleich mal sich und die seinen, die mordsmäßig daran interessiert seien, dass es auf La Palma wieder aufwärts geht. Die Generaldirektorin für Straßeninfrastruktur, Rosana Melián, legte noch nach und betonte, dass die neue Straße den Wiederaufbau der vulkanisch betroffenen Gebiete beschleunigen würde. „Wir sind entschlossen, voranzukommen und einen Beitrag zur Widerstandsfähigkeit und zum Fortschritt der Insel zu leisten“, sagte die Dame wörtlich. Das ist offensichtlich aus der Pressemitteilung rausgenommen, die die Regierenden da verteilt haben. Da wird nämlich dann erzählt, dass „Die neue LP-3 wird den Tunnel La Cumbre mit der LP-2 verbinden und damit eine wesentliche Straßeninfrastruktur für den Wiederaufbau der von der Lava zerstörten Bevölkerungszentren und die schrittweise Wiederherstellung der Normalität im Leben der Menschen auf La Palma schaffen“. So steht es zumindest bei „Canarias ahora“. Der, der das reinkopiert hat, der scheint sich nicht wirklich auf La Palma auszukennen. Zwischen dem Tunnel und der LP2 in Los Llanos hat der Vulkan nämlich genau gar keine Schäden in der Straßeninfrastruktur hinterlassen. Und man macht um die Auschreibung des Projektes nun ein Bohei, das doch ein wenig verwundert. 442.085,75 Euro nur für den nun 14-monatigen Ausschreibungsprozess, und was da ausgeschrieben wird, ist nichts anderes als der erste Teil der legendären Umgehungsstraße um El Paso rum. Erster Teil bedeutet, vom Tunnel bis zum Fußballplatz von El Paso. Der Flächennutzungsplan PIOLP ist mittlerweile auch wieder abrufbar, aber in der Einzeichnung der Straße hat sich bislang auch nichts geändert. Wir reden über die legendäre Autobahn, gegen die vor vielen Jahren schon Anwohner auf die Straße gegangen sind. Der ganze Wahnsinn, der da drinne steckt, ist der Gedankengang, dass man hier von Ost nach West fahren kann, ohne an bebautem Gebiet ausgebremst zu werden. Man ist ja auch fast durch. Bis zur Cumbre läuft das ja reibungslos, durch Los Llanos muss man auch nicht mehr, und die Umgehung Tazacorte steht kurz vor der Vollendung. Nur durch El Paso muss man bislang noch, deswegen nun also der Plan. Wenn man ganz ehrlich ist, dann wissen die von der Inselregierung natürlich, dass das ausgemachter Nonsens ist, es gibt im Dorf eine Ampel und einfach keinen Stau. Aber man hat nun Geld bekommen und möchte das Projekt über Madrid bezahlen lassen. Und wenn andere bezahlen, der Gaul also geschenkt wird, dann machen wir hier alles mit. Allerdings bezahlen die in Madrid das Ding ja nur, weil der Vulkan ja soviel Straße gefressen hat, und vielleicht sollte man denen einfach mal aktuelle Satellitenbilder zukommen lassen, damit die sehen, dass an der bisherigen Verbindung so ziemlich gar nix kaputt gegangen ist, und da jemand einfach die Unwahrheit erzählt. Wer Humor hat, macht nun Witze, dass die Gemeinde sich nach dem Bau der Straße umbenennen wird. El Paso, was übersetzt sowas wie „der Durchgang“ bedeutet, ist dann halt mit dem Namen irgendwie lächerlich, wenn alle außen rumfahren. Bevor man nun aber in völlige Panik verfällt, noch ist die Straße nicht im Bau. Und es gibt so manche, die auch nicht daran glauben. Die Tage habe ich mit dem Vertreter für Straßenbau von El Paso gesprochen, weil die nämlich gerade bei uns in der Straße neue Parkplätz hinmalen. Ich meinte, dass das nicht nötig sei, mit der Umgehung hätte sich das dann erledigt. Da würde niemand mehr ins Dorf kommen, sondern gleich nach Los Llanos fahren, was Parkmöglichkeiten einfach überflüssig machen würde. Daraufhin meinte der, dass da gerade Wind gemacht werden würde, aber der gesamte Gemeinderat dagegen sei, weil man genau wüsste, dass die lokale Wirtschaft danach geliefert sein würde. Die Straße würde, so meinte er, aber eher nicht kommen. Das sagt einer, der der selben Partei angehört, wie unser Inselpräsident, der die Straße als großen Wurf in den Ring wirft. Aber ich traue da keinem Braten. Die Empörung, die es seitens des pasensischen Gemeinderats wegen der Industriegeschichte am Riacheulo gab, ist mittlerweile verhallt, und es wird behauptet, dass der Sergio da ein Machtwort gesprochen habe. Natürlich kann man die Frage stellen, wieso dieses Projekt so stark angekündigt wird, mit dem Wissen, dass es da etliche geben wird, die sich erneut auf die Hinterfüße stellen werden. Gleichzeitig macht mir die Beruhigung der Vertreter des Rathauses eher Angst. Wenn man nämlich großspurig erzählt, dass man gar nicht mit der Autobahn ums Dorf rum rechnen würde, dann hält sich der etwaige Widerstand natürlich auch wieder eher in Grenzen. Und ja, eine solche Taktik ist denen zu zutrauen.