Uneindeutige Beschilderung

Es gibt hier so eine gefühlte oder vielleicht reale Realität. Die besagt, dass die Guardia Civil hier im Dezember immer besonders aufmerksam ist, und der Strafzettel erheblich lockerer sitzen würde. Da wird einem dann erzählt, dass die Beamten kurz vor Jahreswechsel noch eine Quote erfüllen müssen und deshalb etwas stringenter auftreten würden als sonst. Ich weiß überhaupt nicht ob das so ist oder es eine der verschwörerischen Legenden ist, die hier kursieren. Das sind dann aber immer so selbsterfühlende Prophezeiungen, wenn man da dann am Straßenrand die Kontrolle beobachtet, und dann automatisch denkt, dass die Gruppe Radfahrer im Oktober vermutlich noch nicht rausgezogen worden wäre. Generell lässt sich aber unabhängig vom Treiben der staatlichen Polizeibehörde feststellen, dass zumindest die lokalen Kräfte gerade erheblich strenger auftreten. Das hängt mit dem Vulkan zusammen. Seit einigen Monaten greifen die da durch, wenn man sich nicht an die Vorgaben und Zugangsbeschränkungen halten mag. Wer also ins Sperrgebiet flaniert muss mit einer Verwarnung von 600-1.000 Euro rechnen. Das ist zumindest die Summe, die die Herrschaften vom Cabildo da ankündigen, wenn sie bei der Kontrolle die Daten aufnehmen, aber eben immer mit dem Hinweis, dass das dann weitergegeben wird, und sie, als Kontrolleure, dann nicht wissen, wie die Oberen damit umgehen und ob die Anzeige weiterverfolgt werden würden. Vielleicht passiert dann auch nichts, und das Drohgebaren ist eher als Abschreckungsmaßnahme zu sehen. Aber die verantwortlichen vom Cabildo haben wohl den Hals dick. Das mit dem Ignorieren der Sperrzone ging so weit, dass da sogar schon Leute auf dem Kraterrand gewandelt sind. Und weil da eben dann doch was passieren kann, sind die nun streng. Die Geschichte, dass, sollte man nicht sicher sein, ob man da oben beim Llano de Jable einen bestimmten Weg gehen kann oder nicht, ist gerade, mangels eindeutiger Beschilderung bei manch einem Schleichweg, gar nicht so klar. Fußspuren in der Asche sind aber eben kein Indikator mehr, die besagen, dass das schon „ok“ sei. Irgendeinen erwischt es dann halt, und jammern, dass die dann halt besser Beschildern sollen, ist halt nicht hilfreich, wenn man befürchten muss, dass einem einige Wochen nach dem Urlaub eine Rechnung ins Haus flattern könnte, im Zweifel ist dann der Urlaub gelaufen. Dabei geht es gerade gar nicht darum, dass man gute Ratschläge geben muss, oder um die Frage, welche Teile des Sperrgebietes tatsächlich berechtigt sind oder nicht. Die scheinen aber gerade durchgreifen zu wollen, oder zumindest der Anschein erwecken zu wollen, dies zu tun. Abschreckung scheint nicht nur an der Nato-Ostflanke das Mittel der Wahl zu sein. Und jammern, dass der, der vor einem lief, ungeschoren durchkam und man selbst nun bezahlen soll, ist dann eben auch unpassend und hat schon gar nichts damit zu tun, dass man, wie manch stolze Mitteleuropäer gerne denken, versucht die Touristen zu schröpfen und die Beamten ansonsten tief korrupt sind. Das gilt übrigens im vulkanischen Sperrgebiet genauso, wie bei der Verkehrskontrolle kurz vor Jahresende.