Heute ein König

Oder auch drei, bzw. mehr, wobei das komplizierter ist als man denkt. Dien tauchen ja nun wirklich in jeder Gemeinde auf, und man nimmt gerne bärtige Gesellen dafür her, die zwar in der Gemeinde wohnhaft sind, aber am besten nicht all zu oft in der Öffentlichkeit auftauchen, damit die Kleinen direkt in der Woche drauf den König wiederentdecken, weil der gerade durch den Supermarkt marschiert. Wichtig ist, dass die Illusion aufrecht erhalten wird, und deshalb schlagen die weisen Morgenländer auch nicht zur selben Zeit in den entsprechenden Gemeinden auf. Schließlich kann ein beträchtlicher Teil des zu beschenkenden Nachwuchses die Uhr lesen und logisch schlussfolgern, dass die Herrschaften nicht gleichzeitig in Barlovento und Fuencaliente sein können. Wer nun denkt, dass die Könige doch eigentlich erst morgen seien, der hat recht, aber heute müssen die schon mal da sein, um die Wunschzettel anzunehmen, sonst haben die ja keinen Plan, was morgen unter den Baum soll. Deshalb ist immer bereits am Abend der entsprechende Umzug und die Geschichte kann von bis gehen. In El Paso macht es richtig Freude, da werden die drei auf einem opulenten Tron durchs Dorf gefahren und feuern Bonbons in die Menge. Vorneweg gibt es getragene Musik und am Ende hocken die in der Stadthalle und nehmen die Kleinen auf den Schoß, die dann, unter dem Blitzlichtgewitter der Verwandtschaft, die Wunschzettel abliefern. Im Anschluss gibt es dann noch heiße Schokolade und Kekse, die von der Lokalpolitik ausgegeben werden. In Los Llanos kommen die Herrschaften manchmal mit Kamel oder Pferd eingeritten, da ist aber auch immer viel los und es hat dadurch aber keinen allzu familiären Character. In den reicheren Gemeinden in Spanien eskaliert die Geschichte schon manchmal. Da ist alles möglich und die ganze Geschichte wird zum protzigen Event aufgeplustert. Da kann es schon mal vorkommen, dass die drei mit einem Hubschrauber auf die Plaza gebracht werden. Das mag vielleicht spektakulär sein aber die Magie ist dann eben auch dahin. Auch auf La Palma nimmt die Tradition bereits komische Züge an, obwohl es, laut Medien heißt, dass in Santa Cruz de La Palma der erste Bekannte Königsumzug der Kanaren stattgefunden habe. Im Jahr 1915 soll das gewesen sein und die seinen auf einem Ochsenkarren gezogen worden. Also Quelle gilt hier die Zeitung „Diario de La Palma“ vom 30.12.1914. Hier wurde die erste Cabalgata de Reyes angekündigt. Am 15 Januar berichtete dann die „Gaceta de Tenerife“ über die Könige von La Palma, wobei aber geschrieben wurde, dass manch Beschenkter wohl über einen Laib Brot glücklicher gewesen wäre, als über die Spielsachen. In den Folgejahren hat sich dann die Ankunft der Könige in der Inselhauptstadt wiederholt, und da es keinerlei Quellen über ein früheres Ereignis dieser Art auf den Kanaren gibt, geht man davon aus, dass die Anfänge auf La Palma lagen. Vom Ochsenkarren von damals ist man nun aber weit weg. Die in Mazo haben schließlich einen Flughafen bei sich in der Gemeinde und deshalb werden die drei tatsächlich medienwirksam aus einem Flieger klettern um anschließend im Cabrio in Richtung Dorf gekarrt zu werden. Da soll es dann aber wieder eher traditionell zugehen, also mit der Dorfkapelle als musikalische Untermalung. Die Geschichte als solche ist aber wirklich lohnend, auch als touristisches Ereignis. In El Paso geht die Veranstaltung offiziell um 18 Uhr in der Kirche los, da ist erstmal Gottesdienst. Im Anschluss dann findet der Umzug statt. Allerdings dauert das immer länger bis es dann wirklich bis alles bereit ist. Auch weil erst mit der Dunkelheit die wirkliche Magie zu greifen ist.  Für die Kinder ist das der schönste Tag des Jahres und nicht wenige wollen gerne möglichst lange an die drei Geschenkebringer glauben. Unlogisch ist das ja auch nicht. Schließlich haben die Könige ja die Geschenke gebracht, und nicht das Christkind. Der rotbemantelte Bartträger aus der Colawerbung scheidet als ernstzunehmender Kandidat komplett aus, deshalb hat das schon seine Richtigkeit, wie das hier praktiziert wird. Obwohl eigentlich ja der Hase die Geschenke bringt/versteckt und das eigentlich auch erst in einigen Monaten.