Für nur einen Tag

Wir haben hier auf La Palma ein Problem mit dem Flughafen. Ab und an ist der dicht, weil das Wetter da nicht mitspielt. Nebel oder Calima, also Sichtprobleme, können da der Grund sein, aber das betrifft auch die anderen kanarischen Flughäfen. Wir hier haben die Besonderheit der Fall- und Scherwinde. Das Problem tritt selten auf, weil Wind ja fast immer aus Nordost ankommt, da läuft, außer es ist richtig Bambule, alles glatt. Wenn jedoch der Wind dreht, also aus Westen oder Süden auf die Insel trifft, dann sind da Böen am Flughafen, die schon bei geringer Windstärke, für eine Lotterie sorgen können. Als Vermittler von Ferienhäusern sieht man diese Geschichte immer mit Sorge. Auf Flightradar kann man dann nämlich sehen, wie die erwarteten Gäste einige Runden drehen und man schaut gespannt auf jeden Landeversuch, immer in der Hoffnung, dass die Leute es doch noch schaffen. Die Problematik haben ja nicht nur die Gäste, die ankommen möchten. Wenn der Flieger nach Teneriffa ausweicht, dann kommen die, die auf der Rückreise sind ja auch nicht weg. Im Normalfall ist das ja meist das größere Problem. Auf manch einen wartet ja schon am Folgetag die Arbeit oder sonst eine Verpflichtung. Unsere Inselrätin für Tourismus, Raquel Rebollo, hat da nun ein Problem erkannt und meint, dass eine solche Situation, selbst wenn man einen tiptop Urlaub hier verbracht hat, einem ganz zum Schluss, dass positive La Palma-Glück so richtig verderben könnte und kommt zu dem Schluss, dass man die Menschen möglichst nicht am Flughafen nächtigen lassen sollte. Darum gab es nun den Aufruf, dass wir alle, die wir im Tourismus arbeiten da an einem Strang ziehen mögen und es den Gästen möglichst recht machen sollen. Die Taxifahrer sollen die gestrandeten zu Unterkünften bringen, man sollte eine 24h-Rezeption haben, und vor allem sollen die Anbieter von Unterkünften, die Anzahl der Mindestnächtigungen auf „Eins“ reduzieren. Auch soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass man in den Ferienhäusern bitte doch unkompliziert verlängern könne. Da hat die Frau Rebollo richtig mitgedacht, wenn wir nämlich schön gastfreundlich daherkommen, dann nützt das freilich unserem touristischen Ansehen. Betrachten wir aber die Realität, dann wirft die Bitt eher Fragen auf. Betrachtet man nämlich die Tatsache, dass das Stranden am Flughafen von La Palma gar nicht so selten ist, verbringen aber recht wenige tatsächlich dort die Nacht. Ausnahmen bilden da dann Großveranstaltungen wie Karneval, da gibt es einfach keine Betten mehr. Ansonsten kümmern sich aber meist die Fluggesellschaften um die Unterbringung der Zurückgebliebenen und tragen auch die Kosten. Die werden dann auch gerne kollektiv untergebracht, alldieweil man die ja auch wieder einsammeln und zum Flughafen bringen muss. Und zwar genau dann, wenn der Flieger dann endlich gelandet ist, oder feststeht, wann das sein wird.  Die, die mit der Binder hängen bleiben, haben diesen Service nicht. Aber dabei handelt es sich meist auch nicht um Touristen, und wenn doch, dann fliegen die kleinen grünen Propellermaschinen im Stundentakt nach Teneriffa. Wer also seine Maschine gestrichen bekommen hat, nimmt einfach eine andere. Unrecht hat die Frau ja nicht, dass unser Flughafen da ein Problem darstellt. Aber das Problem liegt eben nicht darin, dass sich um die Urlauber nicht gekümmert wird, wobei es da sicher in der Vergangenheit auch recht unrühmliche Ausreiser gab. Allerdings sind da dann eben die Fluggesellschaften verantwortlich und nicht die öffentliche Verwaltung. Diese kümmert sich auch gar nicht, sondern appelliert an private Unternehmen eine Infrastruktur zu schaffen, die gar nicht nötig oder möglich ist. Keine Pension wird, weil vielleicht einmal im Monat ein Flieger hängen bleibt, eine 24h-Rezeption einrichten. Gleichzeitig haben die meisten Vermieter und Hausbesitzer auch keinerlei Problem damit, wenn die Gäste mal einen Tag länger bleiben, sofern die Bude frei ist, schließlich bekommt man das ja bezahlt. Aber wichtig ist ja nicht, dass das Gesagte Sinn ergibt, sondern der Eindruck der dabei erweckt werden soll. Und hier wird der Eindruck der Fürsorglichkeit und des Kümmerns um potentielle und wahrhaftige Gäste geweckt. Dumm ist das nicht. Schließlich müssen wir hier La Palma als Produkt verkaufen.