Neue Pressekonferenz und neue Ankündigung. Nun hat unser Inselpräsident Serio die Eröffnung der beiden Strandkioske in Puerto Naos in Aussicht gestellt. Rechnung ohne Wirt ist das Zauberwort. Man darf eröffnen, aber freilich muss man nicht. Wir stecken hier nämlich, ähnlich zu Las Manchas in einem Ei-Huhn-Dilemma. Solange nicht die Gäste zurück sind, lohnt es sich, unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten, mal gar nicht irgendein Geschäft oder eine Gastronomie wieder auf zu machen. Ohne Infrastruktur kommen aber keine Gäste. Der Zugang in Puerto Naos, mit QR-Code und, ohne spanisches Handy, auch nur so semilegal zu erlangen, sorgt nämlich nicht gerade für einen regen Ansturm an unserem ehemaligen Hauptbadestrand. Wir reden nun aber nicht nur von den Badegästen, auch für die Bewohner von Puerto Naos ist die Rückkehr gerade nicht wirklich attraktiv. Schließlich hatte man da einst eine komplette Infrastruktur. Von Supermarkt über Kneipe, Apotheke und Restaurants war da mal alles vorhanden. Momentan gibt es nichts und zudem wird der Anreiz zurück zu kehren, durch die im Hintergrund ewig drohende Evakuierung wegen zu viel CO2 nicht gerade größer. Deshalb kehren von denen, die eigentlich dürften, nur die wenigsten zurück. Die Wiedererlangung der Infrastruktur steht nämlich in den Sternen, und selbst, wenn es möglich wäre, würde das wohl nur Stück für Stück funktionieren. Momentan erhalten die ganzen Betriebe ja Vulkanhilfen. Viele sind darüber empört und denken, dass die ja dann durch „Nichtarbeit“ mehr haben, als durch Arbeit. Die Neiddebatte winkt da direkt um die Ecke. Aber so einfach ist die Nummer ja nicht, da können sich die Neoliberalen wieder beruhigen. Die meisten machen das nicht aus Faulheit, dass der Laden zu ist. Es würde schlichtweg momentan nicht funktionieren und solange die Verwaltung da keine adäquate Regelung findet wird daraus nichts. Solange man keine Unterstützung mehr hat, wenn man wieder aufmacht, dafür aber im sicheren Ruin landen würde, kann das keiner verlangen. Letztlich bräuchte es tatsächlich monetäre Anreize, dass die Geschäfte aufmachen. Dann kommt nämlich auch die Kundschaft wieder. Aber das ganze natürlich erst, wenn wir das CO2-Problem wirklich hinter uns haben. Dummerweise lässt sich die Geschichte aber nicht durch eine Pressemitteilung der Inselregierung lösen.
In Fuencaliente hat Lady Nieves Barreto den Grabungsarbeiten einen Besuch abgestattet. Das ist die kanarische Ministerin für öffentliche Verwaltung. Dass dort erneut und immer noch gegraben wird, geht auf die Zentralregierung zurück. Die politische Linke hat da nämlich in den letzten Jahren einiges in Bewegung gesetzt. Nicht nur, dass Straßennahmen geändert werden und der Diktator selbst aus seiner Gedenkstätte verschwinden soll. Es geht um das demokratische Gedächtnis als solches, wobei auch die Opfer gewürdigt werden sollen. Man hat die Regionalregierungen nämlich in die Pflicht genommen, dass überall im Land nach „Verschwundenen“ aus dem Bürgerkrieg und der Zeit der faschistischen Diktatur gesucht wird. Hierbei geht es dann nicht nur um die Würdigung der Opfer, sondern auch um eine historische Aufarbeitung, die man bislang ja, des lieben nationalen Friedens willen, gerne vernachlässigt hat. Dass es in Fuencaliente zu Erschießungen durch die Francisten kam, ist hinlänglich bekannt. Auch in der Vergangenheit, hat man da bereits die Überreste von Opfern entdeckt. So gab es z.B. Hinweise von einem Mann auf dem Sterbebett berichtete, dass er Menschen mit dem LKW in den Wald nach Fuencaliente transportiert habe, und dass diese dort erschossen werden sollten. Die momentanen Ausgrabungen finden in der Umgebung von „Pino del Consuelo“ statt. Hierbei hat man im Vorfeld das Gebiet mit Georadar entsprechend eingegrenzt und ist dabei eben auf potentielle Grabstätten gestoßen.