„Wer nicht an den Fortschritt glaubt, den soll man wegschicken“

Diesen üblen Satz sagte heute Carlos Ferraz bei der Anhörung und Abstimmung zum Thema Wellness Hotel in Las Manchas. Abgestimmt wurde im Cabildo Insular. Nicht darüber, ob es nun gebaut wird, sondern darüber, ob das nächste touristische Mammutprojekt von insularem Interesse sein. Das bedeutet, dass bei der potentiellen Umsetzung leidige Hürden und Vorschriften aus dem Weg geräumt werden können. Carlos Ferraz ist einer der Chefplaner und Vertreter des Investors und die Aussage ging an die Vertreterinnen von Ben Magec und La Foresta, Isabel Ramos und Maria Gómez. Bei den beiden Organisationen handelt es sich um Umwelt-bzw. Naturschutzorganisationen auf der Insel. Die finden das Projekt von Dichosa S.L. mit dem Hotel mit 240 betten und weiteren 324 in Villen mit Privatpool gar nicht mal so gut. Die Argumente gehen in Richtung Ressourcenverschwendung (Wasser) und Landvernichtung. Außerdem seien die angeblichen Arbeitsplätze eher im Prekären Bereich zu erwarten. Die Macher argumentieren mit Wachstum. Was wächst ist egal. Da winkt der Fortschritt, und wer nicht mit fortschreitet, der soll bitte abhauen, so formulierte es der Investorenvertreter. Ich persönlich glaube aber nicht, dass das funktioniert, wir haben dafür kein Publikum, und das wird hier auch nicht aufschlagen. Ich glaube nicht mal dran, dass die zumindest die Villen bauen werden um die anschließend zu verschrubben. Momentan möchte ja kaum jemand nach Las Manchas. Aber für die Zukunft käme da vielleicht manchem die Umwandlung weiniger Ländereien ganz gelegen und dunkel erinnert man sich an das Projekt von Neutodoque, dass uns da während des Vulkans scheinbar ganz selbstlos von den Investoren des damals geplanten Golfplatzes, unterbreitet wurde. Alles in mehr oder minder derselben Gegend wie nun. Aber ganz egal, schließlich verbietet sich da ja sämtliche Kritik, am geplanten Fortschritt. Einhellig haben die drei Parteien im Inselparlament entschieden, dass wir das dicke Brett bohren und gegebenenfalls die Kohle denen, mit dem dicken Bohrer in den Rachen schieben. Wer nun dagegen argumentiert, dem droht der gesellschaftliche Ausschluss und die Entfernung von der Insel, so hat es ja Herr Ferraz, relativ unwidersprochen, verkünden dürfen. Alles verblendete Ideologen so heißt es. Das Wasser, für die Pools würde ein ganzes Jahr reichen, weil das ja ganz innovativ aufbereitet und gereinigt werden würde. Das ist schon lustig, dass man sich gerade in Barlovento kein Wasser in die Tanks füllen soll, auch wegen der Verdunstung, der Investorenvertreter aber unwidersprochen einen Blödsinn verzapfen darf, dass eine einzige Poolfüllung pro Jahr reichen würde. Ich glaub nicht, dass die Geschichte wirklich umgesetzt wird, aber mittlerweile geht es tatsächlich nur noch ums Prinzip. Was gerade stattfindet, ist die Fütterung von einigen Großen auf Kosten der Allgemeinheit, Das wird uns dann aber als der große Fortschritt verkauft. So meint der Inselpräsident allen Ernstes, dass eine private Luxus- und Wellnessklinik ja dann auch Aufgaben des öffentliche Gesundheitssektors übernehmen könnte. Dass ist derzeit das neue Programm auf den Kanaren. Man hat zum Beispiel das „Sportrezept“ eingeführt. Hier kann und soll der Onkel Doktor dem rückengeplagten Patienten eine Runde Fitnessstudio verschreiben. Bezahlt wird der Spaß dann von der öffentlichen Sozialversicherung. Das hört sich erstmal ganz prima an, gleichzeitig werden aber gerade im öffentlichen Gesundheitssektor keine Physiotherapeuten eingestellt weil man das Sportrezept für sinnvoller hält. Damit darf in Zukunft der private Fitnesstrainer aus dem Studio meine Bandscheiben behandeln. Die Beschäftigten in den Centros de Salud finden das gar nicht mal so toll, weil das medizinisch, so haben die zumindest in den letzten Wochen öffentlich verkündet, maximaler Unfug sei. Das betrifft aber nicht nur Physios. Fachärztestellen werden gerade reihenweise nicht neu besetzt. Bzw. bietet man, selbst für dringend benötigte welche, erstmal nur eine Anstellung von drei Monaten auf den Kanaren an. Dafür zieht aber keiner vom Festland her, vor allem wenn ihm in anderen Regionen eine unbegrenzte Anstellung geboten wird. Was dafür aber gerade boomt, sind Privatkliniken, die für teuer Geld, die Aufgaben übernehmen und auf Kosten der Beitragszahler Profit machen. In Zukunft können wir uns dann bei Dichosa S.L. die Zipperlein wegmachen lassen. Die, die daran verdienen werden, sind gar nicht so unbekannt. Von denen, die gerade geschlossen mit „ja“ gestimmt haben, möge aber bitte keiner behaupten, dass er die Hintergründe nicht kennen würde.