Rückkehr der Normalität

Der alljährliche Wahnsinn nähert sich dem Ende. Im Prinzip ist das schon rum. Wobei uns der Aschermittwoch nicht anficht. Es ist nämlich nicht schlagartig alles rum, sondern wir lassen es nun langsam ausklingen und verbrennen die Sardine. Erst wenn der Fisch sich in Rauch aufgelöst hat, ist es wirklich rum. Die einzelnen Gemeinden machen das nun tatsächlich versetzt, damit man sich nicht gegenseitig das Publikum abspenstig macht und, bis der letzte Fisch verkokelt ist, sind noch einige kleinere Veranstaltungen. Kalter Entzug, also von hundert auf null runterfahren klappt nicht. Allerdings ist das, was nun noch an karnevalistischem Konsum stattfindet, ausschließlich für den Eigenbedarf gedacht. Die Indianer sind rum und in Los Llanos haben wir es nun auch hinter uns gebracht, wobei da schon früher gepudert wurde. Die Kinder und Bekannten, die hier auf Sonderschiffen und mit Sonderflugzeugen zum großen indianischen Bohei antransportiert werden, sind größtenteils wieder weg oder liegen gerade, die letzten alkoholischen Wunden leckend, bei Mama und Papa im Gästezimmer. 60.000 sollen es in diesem Jahr in Santa Cruz gewesen sein, so schreiben die Zeitungen. Ich habe mir das Spektakel genau einmal angeschaut und beschlossen, dass das nicht meine Welt ist. Zuviel, zu laut, zu eng. Und sich von wildfremden Angetrunkenen freudetrunken anbrüdern lassen, hat mir noch nie behagt. Genötigt werde ich ausschließlich zum Perückenfest in El Paso zu gehen. Meine Kinder machen da Druck und meine Frau argumentiert mit sozialer Teilhabe. Und die, die mich da anlallen, die kenne ich zumindest, da ist das dann nicht ganz so schlimm. Nun wird überall zusammengefegt und man muss eifrig Wasser auf der Straße verschütten, um das ganze Puder weg zu bekommen. Alleine für Los Llanos waren es wohl über 100 Leute, die nach dem Gepuder ab 4 Uhr nachts den Besen geschwungen haben. Das mit dem Puder ist eh so eine Sache. Das Zeug ist ja parfümiert, weil es ja eigentlich dafür gedacht ist, es kleinen Babys auf Hinterteil zu schütten. Hierbei ist der Geruch vielleicht sogar nützlich. Aber wer möchte schon riechen wie ein Babyhintern? Zudem wir hier ein Gedöns wegen Asche und Calima in Sachen Luftqualität machen, um anschließend die Feinstaubbelastung künstlich in ungeahnte Höhen zu treiben. All diejenigen, die geflüchtet sind, sind noch gar nicht alle zurück. ES gab zwar bewegliche Brückentage in der Schule, so dass die Kids, nach 5 Tagen, erst morgen wieder anrücken müssen, aber manch Familie kehrt wohl erst am Wochenende aus dem Kurzurlaub zurück. So berichtet zumindest die eigene Brut, dass einige Freunde gerade noch auf dem Festland verweilen und erst am Wochenende zurückkommen. Dabei ist es hilfreich, dass die Schulen da eher kulant reagieren, und man eben den Stoff nacharbeiten muss, wenn man es wegen sowas verpasst.