Mehr Wasser will der Bauer und das Riesenteleskop wackelt gewaltig

Das waren schon recht viel, die sich da gestern durch Santa Cruz zum großen Bauerprotest geschoben haben. 2.500 sagt der Veranstalter und 700 die Polizei. Die Forderungen der Landwirte sind recht einfach zusammengefasst. Mehr Geld, mehr Wasser und weniger Auflagen. Etwas differenzierter heißt das, dass man keine unnötigen Auflagen möchte, und dass unsere Platano Canarias zu einem fairen Preis verkauft wird, weil eigentlich geht es nur um unsere Krummfrucht, weswegen auch verkündet wurde, dass man den Import der Importbanane bis aufs Blut bekämpfen würde. Schließlich seien die Produktionsbedingungen gar unfair. Hier könnte man wesentlich günstiger produzieren, wenn man genügend Wasser zur Verfügung hätte. Dann wären die Bewässerungskosten und damit die Produktionskosten entsprechend niedriger. Ob es nun genügend Wasser geben würde, in den Tiefen und Untiefen unserer Insel, und wie man da rankommen könnte, das ist eine andere Geschichte. Auch weil es ja stetig heißt, dass da einige Wasserbarone gar kein Interesse haben würden, alldieweil Wassermangel den Preis treibt. Und das behauptet wird, dass eben jene Wasserbarone, stinkreich wie sie sind, einen enormen Einfluss auf die lokale Politik haben würden, das muss man, in Anbetracht der Tatsache, dass da gestern auch die insulare Politprominenz, ranwanzenderweise mitdemonstriert hat, im Hinterkopf behalten.  Soviel Populismus sei aber gegönnt, dass die Herrschaften sich auf die Seite der Bauern schlagen, ganz kurz nachdem ein Riesenwellnessresort, mit einem Wasserverbrauch von „aber Hallo!“ zum insularen Interesse deklariert wurde, gleichzeitig ein runder Tisch zum Thema Trockenheit abgehalten wird und die Golfplätze schon gar nicht mehr diskutiert werden, weil unser bäuerliches kollektives Gedächtnis da nicht ganz hinreicht. Dass alle Parteien im Inselparlament denken, dass es besser ist das kühle Nass in den Massentourismus und nicht in die Banane fließen zu lassen, sei dabei geschenkt. Ob das nun die gleichen Landwirte waren, die am Mittwoch schon im Pickup-Corso quer über die Insel gefahren sind, das kann man nicht sagen. Bei der Fahrzeugkolonne ging es jedenfalls auch um Wasser. Was man da aber eben, im Gegensatz zu gestern auch gesehen hat, waren einige unschöne Spanienflaggen mit dem Wappen der Francozeit, was ganz amüsant aussieht, wenn der Fetzen am gleichen Fahrzeug hängt wie die kanarische Unabhängigkeitsflagge mit den Sternen drauf. Wenn es dem Selbstwertgefühl dient, dann sind auch die albernsten politischen Mischverhältnisse irgendwie akzeptiert.

Das mit dem Selbstwertgefühl lässt sich natürlich auch auf das TMT übertragen. Unabhängig davon, dass man sich da enorme wirtschaftliche Gewinne verspricht, hilft so eine dreißig Meter Satellitenschüssel auch ganz gewaltig dem eigenen Ego. Das oder den Größten haben ist einfach irgendwie in der menschlichen oder auch nur männlichen Natur verankert.  Und deshalb wünschen wir uns das Teleskop oben auf dem Roque. Eigentlich soll das Ding nach Hawaii, aber die Indigenen dort, haben irgendein Heiligending mit ihrem Berg, und deshalb trommelt La Palma seit vielen Jahren, dass uns gar nichts heilig sei, und da wir sowieso als Alternativstandort Nummer 1 auserkoren sind, das Ding, lieber früher als Später mit Kusshand nehmen würden. Elperiodicodelapalma, das sind die, die nicht immer nur die Pressemitteilungen abschreiben, hat nun aber recherchetechnisch was rausgefunden. Dazu muss man wissen, dass das TMT international finanziert werden soll. Wobei eben aber ein Hauptteil der Kosten von den US-Amerikanern übernommen werden soll. Nun berichtet die Zeitschrift „Nature“ wohl, dass die National Science Foundation (NSF), die die Kosten übernehmen soll, einen Sparkurs einschlagen möchte. Deren wissenschaftlicher Beirat hat nämlich letzte Woche empfohlen, das Geld für den Bau auf 1.600 Millionen Dollar zu deckeln. Allerdings, und da kommt nun das Problem, geht es dabei nicht nur um das TMT, sondern auch um das Giant Magellan Telescope (GMT) in Chile, das sich bereits im Bau befindet. Die kalkulierten Kosten, für beide Riesenschüsseln belaufen sich aber auf 3.000 Millionen. Und damit wackelt nun der Bau des TMT ganz gewaltig, egal wo der Apparillo am Ende stehen soll. Im Mai soll nun entschieden werden, welches der beiden Teleskope man finanzieren möchte oder ob doch beide gehen. Bedenkt man, dass in Chile schon gebaut wird, stehen die Sterne nicht gut.