Zettelchen hat der Kuttenträger verteilt und das an Minderjährige. Nun ist da tief im Westen Halligalli. Das ein Priester strenge und gottgefälliges Verhalten von seinen Schäfchen einfordert und selbst wenn es sich dabei um die kleinsten Lämmer handelt, dass sollte bekannt sein. Was der Mann nun aber rausgehauen hat, geht so etlichen gehörig gegen den Strich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es eben Tazacorte ist, wo das Love-Festival stattfindet. Hinzu die ganzen Bars und Bänke in Regenbogenfarben und nun eben das Flugblatt des Kleingeistlichen. Einige dieser Regeln kennt man ja aus dem dicken Buch und die sind ja auch ganz „OK“, schließlich regeln die ja auch ein wenig das Zusammenleben. Nicht lügen, nicht stehlen, nett zu Mami und Papi sein, das ist alles in Ordnung so. Die Geschichte mit dem einzig waren Gott und der Gebets- und Gottesdienstverpflichtung ist da dann schon absolutistischer und darf schon kritisiert werden. Dass er es als Sünde betrachtet, Politiker zu wählen, die sich für Abtreibungsrechte einsetzen, ist dann schon ganz weit draußen. Dann kommt aber eben die Stelle mit den unreinen Handlungen. Altbekannt ist die Geschichte, dass man nicht des oder das nächste Weib begehren soll, aber letztlich sollte das ja eine Geschichte sein, die, wenn es niemanden der Betroffen stört, auch durchgehen könnte, in einer liberalen Gesellschaft. Auf dem Pamphlet geht es aber eben nicht nur um Ehebruch. Der Priester verurteilt alle sexuellen Handlungen außerhalb der Ehe. Und so bekommt die freie Liebe auch ihr Fett ab. Aber auch die sexuelle Selbstbeschäftigung findet der Pfarrer gar pfui und verbietet das solitäre Handanlegen. Der dickste Klopps und Stein des Anstoßes ist dann aber, dass er „homosexuelle und lesbische“ Handlungen auch noch verteufelt. Warum „lesbisch“ da extra aufgeführt wird weiß im Zweifel nur der Herr Pfarrer, oder auch dessen himmlischer Vorgesetzter. Die PSOE und die jungen Sozialisten laufen da nun Sturm. Auch das Colectivo Violetas LGTBIQ+ verurteilt den Unsinn, den der Priester da verzapft, aufs äußerste und weißt darauf hin, dass es komplett inakzeptabel sei, dass ein Vertreter der Kirche seine Macht ausnutzt, um „Hass und Diskriminierung gegenüber einer Gruppe von Menschen zu fördern.“ Wohlgemerkt wurde das Pamphlet im Rahmen des Katechismusunterrichts an Minderjährige verteilt. Nicht nur für LGTBIQ+-Personen sei dieser Angriff inakzeptabel, sondern für gläubige Menschen innerhalb dieser Gruppierungen, sei dies gleich zweimal bitter. Gerade wenn man in Betracht ziehen würde, dass der Generalsekretär der spanischen Bischofskonferenz (CEE), Francisco César García Magán, erklärt hat, dass Homosexualität „weder eine Sünde noch ein Verbrechen ist“. Man muss da gar nicht so weit suchen, um festzustellen, dass es in dem Glaubensverein auch durchaus Menschen und Priester gibt, die da ein ganzes Stück weiter sind. Hier in El Paso haben wir „Don Domingo“. Auch schon älteres Semester, aber, wie Frau S. zu sagen pflegt, „eine coole Socke“. Zum Pride-Day ist es hier üblich, dass öffentliche Gebäude, meist das Rathaus, in Regenbogenfarben angestrahlt werden. Das Rathaus von El Paso war da aber rot gepinselt, da hätte man das nicht gesehen. Deshalb hat dann Don Domingo einfach die Kirche anstrahlen lassen, was über das ganze Tal gut zu sehen war.