Wie hätten Sie die Nachricht gerne aufbereitet?

Gleiche Nachricht zwei Überschriften. Je nachdem, welche ich lese, reagiere ich darauf. Und nicht nur die Überschriften sind das Thema, sondern die Art, wie der dazu gehörige Artikel verfasst wird, sprich wie der entsprechende Autor die Statistik, die da zu Grunde liegt, für sich und die Leserschaft interpretiert. „Die Kriminalitätsrate ist auf La Palma im Jahr 2023 sprunghaft angestiegen und verzeichnete den höchsten Anstieg auf den Kanarischen Inseln“ so titelt El Apuron diese Woche und man liest von einem Anstieg der Kriminalitätsrate auf La Palma von rund 33%, was schon ein Klopps ist, betrachtet man dabei, dass auf Platz zwei dann Fuerteventura, mit einem Anstieg von knapp 16% folgt, und auf dem Archipel gerade mal ein Anstieg von 6% zu verzeichnen ist. Da wird der Ruf nach der inneren Sicherheit gleich ganz laut. 33% Anstieg der Kriminalitätsrate. Der besorgte Bürger fordert da gleich patrouillierende Einheiten, am besten mit gepanzerten Fahrzeugen. Schließt alles ab, holt Kinder und Haustiere von der Straße, die Rollläden runter und dann in Deckung! Der Urlauber, der mit diesen Zahlen konfrontiert wird, geht ebenfalls in Deckung und Ihm wird ganz bang um seine touristische Erholung, ob der Vielzahl von Bösewichten, die hier auf der Insel an jeder Ecke lauern und ihm ans Leder oder zumindest an die Urlaubskasse möchten. Bevor man sich nun aber zur Panik verleiten lässt, schaut man sich den anderen Zeitungsartikel, samt Überschrift an. Die verwendeten Zahlen sind identisch, aber die Schlussfolgerung ist eben eine andere. El periodico de La Palma titelt nämlich wie folgt: „La Palma schloss das Jahr 2023 mit einer Kriminalitätsrate ab, die unter dem nationalen und regionalen Durchschnitt lag“. Die Überschrift sagt noch nicht ganz so viel aus, weil der wirkliche Faktor, sprich die Zahlen da noch gar nicht drinnen steht. Erst im Artikel wird dann klar, wo der Autor hin möchte. Im Gegensatz zu den anderen Medien, schaut er nämlich nicht zuerst auf den Anstieg, sondern betrachtet die Kriminalitätsrate als Ganzes. Und da zeigt sich, dass die Überschrift gar nicht reißerisch genug war. Die Kriminalitätsrate auf La Palma lag im letzten Jahr bei 28,8 Delikten pro 1.000 Einwohner. Betrachtet man aber die kanarischen oder gar die nationalen Zahlen, dann merkt man erst, wie ruhig und sicher das hier ist. Auf den Kanaren gab es im vergangenen Jahr 47,4 Delikte pro 1.000 Einwohner und der nationale Durchschnitt liegt gar bei 51,1. Der Anstieg um rund 33 % wird im Artikel ebenfalls erwähnt. Liest man aber die trockenen Zahlen, muss man zu dem Schluss kommen, dass es auf La Palma ganz friedlich zugeht. Die Daten stammen vom spanischen Innenministerium. Hierbei gibt es eine Besonderheit. Auf LA Palma ist Los Llanos die einzige Gemeinde, die, innerhalb der insularen Statistik, nochmal extra ausgewiesen wird, weil das Ministerium das nur bei Gemeinden von mehr als 20.000 Einwohnern macht. Los Llanos kommt dabei sogar auf einen Anstieg von satten 40,6%, zum Vorjahr, was die ein oder andere Überschrift wert wäre, weil das ja noch mehr ist als die 33% und man damit noch mehr Klicks generieren könnte. Allerdings liegt der Wert insgesamt eben auch nur bei 32,5 pro 1.000 Einwohner, was auch das kriminelle Aridanetal plötzlich gewaltig relativiert.