Grenzenloser Protest und offen für alles

Erfolgsmeldungen müssen her. Deshalb hauen wir da richtig einen raus. Das im Magen liegende Problem ist und bleibt Puerto Naos. Das Gas will nicht wirklich so wie es soll, aber besser wird es schon. Stückchenweise werden nun immer mehr Wohnungen freigegeben und nun hat Painpal verkündet, dass man auch 7 Ladenlokale wieder zugänglich machen könne, weil dort 15-20 Tage das CO2 die wabernden Füße stillgehalten habe. Der Grenzwert von 700ppm wurde also länger nicht gerissen, deshalb will man nun loslegen lassen. Da hängt es aber wiederum. Die Tatsache, dass man die Erlaubnis erteilt, bedeutet ja noch lange nicht, dass da auch wieder eröffnet wird. Arbeit muss sich ja lohnen. Das Dilemma, dass es ohne Kundschaft kein Angebot gibt, aber ohne Angebot keine Kundschaft, bleibt erstmal erhalten. Deshalb gibt es nun erste Überlegungen, wie man das eröffnen der Lokale für die Betreiber finanziell attraktiv gestalten könne. Grundsätzlich gibt es da ja zwei Ansätze. Das eine wäre, dass die Geschäftsleute nicht auf Unterstützung verzichten müssen, wenn sie wieder aufmachen, und die Variante das man die Unterstützung einfach auslaufen lässt, damit die zu Potte kommen. Klar ist man da noch nicht und man möchte da auch keine Tendenzen rauslassen. Da wird am Ende sicher auch in bewährtet populistischer Manier auf das Volk gehört werden. Wenn sich zu viele über die Kaltherzigkeit beschweren, dann versucht man das Geld weiter laufen zu lassen und wenn sich zu viele empören, dass da einige leistungslos alimentiert werden, dann zieht man die Daumenschrauben an. Für die Normalisierung und die Rückerlangung von Puerto Naos als Wohn- und Touristenort, sind da aber schon auch wichtige Sachen dabei. Der SPAR dürfte, wenn er wollte, und die Apotheke auch. Die will aber nicht an dem Ort, sondern an einem anderen. Da dürfte Sie aber nicht, deshalb hat man gerade die Idee, dass man die Medikamente ja einfach durch das Fenster nach draußen verkaufen könnte. In den Innenräumen wären ja nur die Beschäftigten den erhöhten Werten ausgesetzt, und für Arbeitsplätze gelten laxerer Grenzwerte. Ganz besonders freut sich der Bürgermeister von Los Llanos, dass auch das Hotel SOL unter den ausgewählten Orten für eine Normalisierung ist. Sprich, die dürfen ab Juli aufmachen. Die Presse feuert die Freudennachricht raus, ohne jedoch mal beim Betreiber, der Meliagruppe, anzufragen, ob man denn aufmachen würde. Schon vor dem Vulkan war das SOL ja im Sommer geschlossen, und man muss da ja auch Arbeit reinstecken um den Laden wieder in Schwung zu bekommen. Man konnte das schon geraume zeit buchen, mit mächtig Vorlauf, aber da wurde unterstellt, dass die das aus versicherungstechnischen Gründen gemacht haben, sonst könnte man ja keinen Ausfall geltend machen. Nun muss aber wohl dann doch Farbe bekannt werden. Spannend bleibt das allemal, aber die ganze Geschichte von Puerto Naos wirkt entsprechend hilflos, was sicher auch damit zusammenhängt, dass man auf teufelkommraus versucht das Wahlversprechen, dass man das wieder öffnen wird, umzusetzen.

Während wir uns fragen wie wir wieder die Touristen nach Puerto Naos bekommen, machen die aktionistischen Ökos, also die Ecologistas en accion weiter Dampf für die vielen Demonstrationen die für den kommenden Samstag geplant sind. Alle Inseln, inklusive La Graciosa sind mittlerweile an Bord und protestieren für eine Begrenzung der Touristenzahlen auf den Inseln und eine Touristensteuer. Man träumt von der größten Demonstration der kanarischen Geschichte. Hier auf La Palma dürfte das nicht ganz so dolle einschlagen, weil wir vom Massentourismus nicht betroffen sind, und der Großteil unserer Besucher sich ja ganz integrativ zeigt. Hier wird in Puntagorda erst um 17 Uhr demonstriert. Alle anderen koordinieren sich zeitgleich bereits um 12 Uhr. Sich gegen den massenhaften Tourismus zu stellen findet auch bei mir erstmal Anklang. Die verschiedenen Gruppen, die da aufrufen, sind auch nicht pauschal gegen Touristen, so sagen sie es zumindest. Nur eben nicht so und so viele. Ich persönlich bekomme aber nicht ganz klar, wie die aktionistischen Ökos aber eigentlich drauf sind. Das mit dem Umweltschutz verstehe ich komplett. Aber da schwingt bei manchen Tarnsparenten auch ein komischer Nationalismus mit. Ihr Nicht-Canarios macht meins kaputt. So eine guanchige Identitätsgeschichte schimmert da durch, und einige der Ökos haben sich auch geschichtsbewusst schon wieder zu Wohnzwecken in die Hölle begeben. Das mit dem Linksnationalismus bekomm ich einfach intellektuell nicht in meinen Schädel rein. Wie einfach wäre es doch, wenn einfach alle auf Vaterländerei verzichten könnten möchte man meinen, aber es scheint, dass gruppenbezogene Identitätssuche nicht weg zu bekommen ist. Die Demonstrationen sind nun aber tatsächlich international. Also aus identitärer Kanarensicht gleich zweimal. Granada, Madrid, Barcelona und Malaga nehmen auch teil. Nicht wegen deren Übertourismus, sondern wegen unserem. Da stecken dann wohl einige engagierte Exilkanarier dahinter. Aber man macht die Geschichte richtig international. Auch in den Hauptstätten der touristischen Invasoren soll an exponierter Stelle gezeigt werden, dass die kanarischen Inseln am Limit sind. 12 Uhr am London Eye wird demonstriert und, wegen der Zeitanpassung, um 13 Uhr vor dem Brandenburger Tor.