Die Umgehung von Tazacorte vom Hafen, um den Ort rum, in Richtung Los Llanos wurde heute, nach 13 Jahren Bauzeit eröffnet. Zur Ehrenrettung der Bauarbeiter sei aber erwähnt, dass mangels Finanzierung, die Bautätigkeit zwischen 2012 und 2018 unterbrochen war. Seit Wochen oder gar Monaten wirkte es so, als ob man bereits eröffnen könnte und alle haben sich gefragt, warum es denn nicht losgehen würde. Ein beliebter Witz war, dass die Politiker, die zum symbolischen Durchschneiden des Bandes von Nöten waren, sich nicht auf einen Termin einigen konnten. 16.471.833,59 Euro hat der ganze Spaß gekostet und nun muss man mal abwarten was dabei als Nutzen rumkommt. Da die Ortsdurchfahrt von Tazacorte stehts eng und unangenehm war, ist da schon ein gewisser Nutzen zu erwarten, aber die LKWs die man da nun um den Ort rumleiten will, sind ja bislang auch nicht durchgefahren, sondern haben die Strecke über Argual und den Barranco genommen. Zugrunde liegt der Plan, dass man vor langer, langer Zeit auf die Idee kam, dass es auf allen Inseln, warum auch immer, wünschenswert sei, ohne eine lästige Ortsdurchfahrt, von einer Seite auf die andere zu kommen. Von Hafen zu Hafen im Eiltempo. Da ist man nun fast fertig. Nur El Paso liegt da noch, aber da plant man nun ja auch wieder die Umfahrung. Allerdings ist man da auch noch nicht weiter und diejenigen die versprechen, dass das dann alles ganz schnell gehen würde, sollten nochmal über die 13 Jahre Bauzeit nachdenken, die für Tazacorte benötigt wurden. Die Planung der Umgehung ist im Prinzip nichts anderes als die legendäre Autobahn und die Idee ist es ja, dass man die LKWs aus dem Ort bekommen möchte. Die Frage ist, ob es da nicht auch andere Möglichkeiten geben würde, als das Mammutprojekt. Dass man sich Gedanken, ob des neuen Industriegebietes oberhalb des Dorfes, das zwar geplant, aber auch lange noch nicht beschlossen ist, ist ja auch richtig, aber es gibt da sicher auch andere Möglichkeiten, als den Verkehr durch den Camino Gamez und anschließend quer durch Paso de Abajo zu leiten. Die Tacandestraße, die nun auf die Lava knallt wäre eine Möglichkeit. Von da an muss man nur noch nach unten um am Sombrerokreisel wieder auf die Hauptstraße zu gelangen. Wenn man da dann nur die LKWs, um die geht es ja angeblich, durchschickt, dann muss das auch gar nicht 4-spurig werden.
Gestern, bzw. morgen jährt sich auf La Palma eine Besonderheit. Am 9. Mai wurden auf La Palma die ersten Opfer der Francodiktatur exhumiert. Die Besonderheit dabei war, dass es spanienweit das erste Mal war, dass dies nur durch Zufall, sondern auf eine gerichtliche Anordnung geschah. Ursache war nicht ein Zufall, sondern die Tatsache, dass einer der beteiligten Täter auf dem Sterbebett sein Wissen preisgab, und damit die Kinder des ermordeten Bürgermeisters von Los Llanos auf die entsprechende Spur brachte. Die Kanaren waren recht schnell in der Hand der Faschisten und im Herbst 1936 wurde der General Angel Dolla Lahoz Militärkommandant der Francisten auf den Kanaren, und einige Menschen die auf Seiten der Republik standen haben sich in die Caldera geflüchtet, um den Schergen zu entgehen. Unter ihnen auch der demokratisch gewählte Bürgermeister von Los Llanos Francisco Rodríguez Betancor. Außerdem waren José Ruperto Rodríguez León, Stadtrat und Präsident der Arbeitergewerkschaft Los Llanos de Aridane, Antonio Fernández Acosta, Präsident der Arbeitergewerkschaft Argual, Antonio Hernández González, Musiker der Stadtkapelle, und der Gewerkschafter Manuel Peña unter denen, die sich versteckten, aber nach wenigen Monaten doch gefasst wurden. Ins Visier der Faschisten gerieten die fünf vor allem, weil sie im März 1936 eine Versammlung der Francisten mit 71 Teilnehmern polizeilich auflösen liesen und die Teilnehmer festgesetzt wurden. Nach der Machtübernahme der Faschisten waren sie als politische Gegner in großer Gefahr. Nach ihrer Festnahme schafften es die 5 nicht einmal mehr in das Gefängnis von Los Llanos. Die aufgezeichnete Kommunikation zwischen neuem Gemeindevorsteher und Inselvorsteher war recht deutlich, und klar war, dass der General Dolla Lahoz keine Gefangenen wollte. Daraufhin wurden die 5 nach Fuencaliente gebracht. Am Pino de Consuelo wurden diese mit Kopfschüssen ermordet und auch dort verscharrt, wo sie bis zum Mai 1994 blieben. Die beiden Söhne von Francisco Rodríguez Betancor, Aquiles und Sigfrido erhielten kurz zuvor, von dem auf dem Sterbebett geständigen Henker die Information, wo sie nach ihrem Vater suchen sollten. Mithilfe der Rechtsanwältin María Victoria Hernández beantragten sie daraufhin beim Gericht eine Anordnung, dass nach ihrem ermordeten Vater an dieser Stelle gesucht werden soll. Das war eine absolute Neuerung in Spanien, da man versuchte im Zuge der Aussöhnung, die Vergangenheit auf sich ruhen zu lassen. Was an der ganzen Geschichte nicht klar ist, ist die Frage, ob es jemals zu dieser richterlichen Anordnung der Exhumierung gekommen wäre, wenn die beiden Söhne, ob des sich lange hinziehenden Gerichtsverfahrens, die Geduld verloren hätten und am 7. Mai 1994 einfach zu graben begonnen hätten und dabei direkt auf menschliche Überreste gestoßen sind. Da dies aber an einem Samstag stattfand warteten sie bis zum 9. Mai um ihre Anwältin zu informieren, die dies direkt an die zuständige Richterin weitergab. Daraufhin ging alles ganz schnell und das Gericht veranlasste noch am selben Tag die Exhumierung durch die Justizbehörde und die Guardia Civil der sterblichen Überreste von 5 Personen. Nach Erkenntnissen des Forensisch-Anatomischen Instituts gehörten die Überreste Francisco Rodríguez Betancor, José Ruperto Rodríguez León, Antonio Fernández Acosta, Manuel Peña und Antonio Hernández González. Damit ist, nach aktuellem Wissensstand, La Palma der erste Ort in ganz Spanien, an dem, aufgrund einer gerichtlichen Anordnung, Opfer faschistischen Diktatur in Spanien gesucht und gefunden wurden.
(Quelle: Heutiger Beitrag in Canarias Ahora von Eduardo Barreto Martin, Professor für Politik und Jura an der Universität von Salamanca)