Heute Morgen sind wir bereits ins Dorf gewackelt um unsere Stimme abzugeben. Da die Post in der Casa de la Cultura ist, musste der geneigte Demokratieteilnehmer ausweichen und in das Recinto Ferial unterhalb der Plaza gehen. Dort waren wir offensichtlich die ersten, die mit nichtspanischen Ausweichpapieren vorstellig wurden, die waren etwas überfordert, in welche Liste wir als Ausländer eingetragen werden müssen. Dabei gibt es für EU-Bürger ja nur die eine. Insgesamt scheint sich eine gewisse Müdigkeit aufzutun. Klar, man hat auf nationaler Ebene ja zwischen-neu-gewählt und die EU und Brüssel sind auch verdammt weit. Um 13 Uhr zieht man traditionell Zwischenbilanz und schaut wie viele derer die dürfen, tatsächlich auch ihre Stimme abgegeben haben. Auf La Palma waren dies gerade mal 18,87 %, was deutlich unter den 24,61% der letzten Europäischen Wahlmeisterschaft von 2019 liegt. Wir machen hier übrigens kein Kreuz auf einem Zettel, sondern bepacken den Umschlag mit einem Vordruck, bevor wir den in die Urne schmeißen. Man begibt sich in einen Kabuff (hier ein Zelt) und sucht auf dem Tisch den Zettel der Partei aus, die man wählen möchte. Oben in der Ecke mit Logo und Parteinamen versehen und unten die ganze Kandidatenliste in der entsprechenden Reihenfolge. Wer mehrere Zettel reinpackt, wählt ungültig. Man kann auch „blanco“ also „weiß“ wählen, was eben keinem Zettel, oder einem unbedruckten Stück Papier entspricht. Heute reichte ein Tisch mit Wahlvorschlägen nicht aus, weil in Europa halt so viele Parteien mitmachen. Dass die Geschichte, ob der Anordnung in dem unbeleuchteten Zeltchen entsprechend manipulativ sein kann, sei geschenkt. Wer schlecht auf den Augen ist, hatte da sicherlich Problem den Zettel der Tierschützer zu finden, wobei die Kommunisten, mit Hammer und Sichel, direkt ins Auge gestochen sind. Prominent angeordnet waren dann eben die Wahlvorschläge der politischen Platzhirsche. Von PSOE, über die CC zur PP, das war einfach, zudem man hier in Sachen Wahlwerbung von den großen schon im Vorfeld den Wahlzettel mit Umschlag im Briefkasten hat. Da kann man schon zuhause wählen und muss gar nicht ins Zelt. Da die Wahl ja geheim ist, ist man auch ganz alleine in dem Zelt gewesen. Wenn man da die Stapel der Wahlvorschläge etwas durcheinander gebracht hätte, dann wäre da sicher mal richtig Chaos entstanden. Und natürlich schießt es einem durch den Kopf, was wohl wäre, wenn der gesamte Stapel der rechtsradikalen VOX vom Tisch in irgendeine Tasche gewandert wäre. Bis das auffällt, und wenn überhaupt, vergehen Stunden bis da einer durchblickt. Die Hoffnung, dass sich manch einer nicht traut zu fragen, wo den der Zettel mit den Faschisten ist, die er gerne wählen möchte, spielt da sicher mit rein. Traditionell ist die Geschichte der Europawahl aber immer auch eine, bei der die Parteien unliebsame Querulanten nach Brüssel entsorgen, oder braven Parteisoldaten, ohne wirkliche Perspektive, ein gutes Einkommen als Abgeordnete zukommen lassen wollen. Erstaunlich war, dass hier der Sergio, also unser Inselpräsident, auf den Plakaten der CC aufgetaucht ist. Bei näherem Hinsehen war da tatsächlich zu lesen, dass der Mann richtiger Kandidat ist. Da kommt einem die Sache mit der Entsorgung und dem taktischen Wahlverhalten in den Sinn. Die kanarischen Nationalisten haben sich auch in ein Wahlbündnis mit den spalterischen Basken begeben und das hatten die schon beim letzten Mal. Nach etwas Suche, hat man dann die Liste im Netz entdeckt. Bei der Wahl von 2019 haben die gerade mal einen Abgeordneten nach Brüssel geschickt. Der erste Canario auf der gemeinsamen Liste ist auf Platz zwei und unser Sergio ist erst auf der zehn. Bei der letzten Wahl waren 630.000 Stimmen nötig, um einen spanischen Abgeordneten zu stellen. Das wären dann also über 6 Millionen Stimmzettel. Damit bleibt der Mann dann wohl doch Inselpräsident.
im Anschluss sind wir dann noch Richtung Kirche spaziert. Da ist nämlich mal wieder der Boden dekoriert, mit allerlei bunten Bildchen. Allerdings nicht komnplett spektakulär, haben sich die einzelnen Ortsteile von El Paso da verewigt. Heute Abend ist dann Prozession und die Gemeinde stiefelt dann drüber und macht alles wieder kaputt. Außerdem gibt es da Feuerwerk und das mehrfach. Weil an jeder größeren Station der Prozession gezündelt wird. Allerdings gibt es auch Aufsteller, die mit buntem Sand und /oder mit Hülsenfrüchten und Getreide beklebt sind. Gerne wird da von den verschiedenen Gruppierungen was gemacht. Das Centro del Dia, also das Zentrum zur tageweisen Seniorenbetreuung ist genauso vorhanden, wie die freiwilligen Jugendlichen, des neu entstehenden Jugendhauses, weswegen mein Junior in den letzten Wochen zusätzlich Stress hatte. Ebenso das „Rote Kreuz, die wenig kreativ bei der Motivwahl waren, war vorhanden. Auch das neue Wohnprojekt für Menschen mit Behinderung, dass gerade unterhalb vom Fraper gebaut wird, hat sich da mit eingebracht.