Der Bürger wird zur Verantwortung gerufen

Das mit der LP2 wird erstmal nichts. Entgegen wahlgewinneden Versprechungen tut sich da weiterhin gar nichts und im Zweifelsfall sind die anderen Schuld, die nicht bezahlen wollen. Die Geschichte hat man nun aber oft genug durchgekaut und die eine Partei versucht der anderen stetig mit dem Bau oder dem Nichtbau eins rein zu würgen. Letztlich bleibt aber, dass die Verbindung Las Manchas – El Paso weiterhin fehlt, was für die Anwohner von Las Manchas mehr als unerfreulich ist, und dafür sorgt, dass der Wiederbelebung hinter unseren Träumen des zügigen Normalisierungsprozesses arg hinterherhinkt. Wenn also die Straße nicht da ist, muss der Inselbewohner und auch der Tourist, auf eine alternative Streckenführung zurückgreifen. Die schnellste und bequemste Verbindung ist in dem Fall die Strecke über die Cruz Chica, vorbei an der angekokelten Grundschule von La Laguna, die das selbe Schicksal der LP2 teilt, nämlich dass die Finanzierung nicht steht. Diejenigen, die an der Cruz Chica wohnen, finden das freilich gar nicht mal so toll, wenn da ein erhöhtes Verkehrsaufkommen an der Hauswand vorbeirattert, schließlich reden wir hier von einer kleinen Nebenstraße. Der Frust ist also nachvollziehbar, aufgrund der mangelnden Alternative kann man die Strecke aber auch nicht sperren. Allerdings dürfen da keine Fahrzeuge mit mehr als 5,5 Tonnen Gesamtgewicht durch, und Rasen ist da auch nicht erlaubt. Allerdings scheint da gar nicht alle zu interessieren und deshalb schlagen die Anwohner nun laufend bei der Policia Local in Los Llanos auf, um sich zu beschweren und die ein oder andere Anzeige vor zu bringen. Nun sieht sich das Rathaus und die Lokalpolizei also genötigt, an die Raser und Lastkraftfahrer zu appellieren, sich doch an die Verkehrsregeln zu halten, und man habe nun auch vor, wieder Schilder, mit dem zulässigen Höchstgewicht für Fahrzeuge anzubringen, weil die alten vom Vulkan gefressen worden wären. Aber man droht auch, und teilt mit, dass man verstärkt, obwohl man Personalmangel bei der Polizei habe, kontrollieren werde, auch mit Radarkontrollen und Bußgeldern. Ob die da wirklich kontrollieren werden muss man mal abwarten, aber wer sich bei Geschwindigkeitsüberschreitungen blitzen lässt, der muss gar nicht so wenig berappen. Generell sieht man die Strafandrohung aber auch als eine Art Apell zur Rücksichtnahme an.

Nicht appelliert wird mittlerweile im Norden, an den Parkplätzen der Fajana in Barlovento. Hier verteilt die Gemeinde nun muntere Multas, wegen nicht sachgerechter Benutzung der Parkplätze. Gemeint ist damit das Campen, was da nämlich nicht gestattet ist. Mit dem Wohnmobil hinfahre ist erlaubt, was aber nicht gewünscht ist, ist das Verweilen mit Stühlen vor dem Fahrzeug. Parkplatz nicht Campingplatz meint die Gemeinde. Das mit den Wohnmobilen scheint auch fast schon wieder vorbei zu sein. Die letzten beiden Jahre war das ganz große Mode. Man hat entweder, falls entsprechend situiert, ein eigenes Gefährt, oder man leiht sich einfach für einige Tage eins aus. Das wird immer noch so praktiziert, rein subjektiv sieht man aber immer weniger der großen weißen Camper auf unseren insularen Straßen und der Verleiher an der Hauptstraße zwischen Los Llanos und El Paso bietet Teile seiner Flotte nun auch schon zum Verkauf an. Wenn die Kosten zum Mieten eben höher sind als für eine Unterkunft in einem Appartement oder gar im Hotel, dann fehlt es entsprechend an den Argumenten, abgesehen eben davon, dass es kurzzeitig ganz schwer in Mode war. Wie nun das Beispiel von Barlovento zeigt, hat man mit dem dicken Wohnbrummer eben doch nicht die totale Freiheit sich dahin zu platzieren wo man gerade möchte. Und auf unserer räumlich begrenzten Insel, kann man eben überall wohnen und den Tag über tatsächlich überall hin und ist abends dann doch zurück in seiner Unterkunft, die über echtes Porzellan und nicht über ein Chemieklo verfügt.  

An anderer Stelle verlässt man sich aber dann doch wieder nur auf die Appelle. Mit Campern von außerhalb legt man sich nämlich leichter an, als mit der heimischen Jägerschaft. Gemeint sind die Jagdhunde, die hier, meist in den Nordgemeinden marodierend durch die Landschaft ziehen und im Rausch so ziemlich alles kaputtbeißen, was ihnen zwischen die Kiefer kommt. Der Podengo kann da nichts für, die Hunde sind arme Würste, die meist mies gehalten werden, weil eben nur ein schlechtgelaunter Köter taugt, wenn es darum geht andere Lebewesen tot zu beißen. Eigentlich sollen die ja Kaninchen jagen, da die Viecher hier invasiv sind und im Zweifelsfall auch noch, frisch erlegt und entsprechend zubereitet, ganz lecker schmecken, will man da gar nicht so viel dagegen sagen. Allerdings beschränken sich die Hunde gar nicht auf Kaninchen. Auch etliche Katzen fallen den Tieren zu Opfer, was beim Bürgermeister von Puntagorda schon zu einigen wütenden Protesten geführt hat. In der Gruppe fühlt sich der Podengo aber stark und geht auch größeres Getier an. Ziegen und Schafe sind ein kleines Problem, und der Halter dieser Nutztiere kommt dann auf seine Weide und findet da alljährlich angebissene Kadaver. Von Hund und Jäger keine Spur zu sehen. Der Consejal für Tierschutz und Landwirtschaft der Inselregierung appelliert nun an die Hundehalter, dass man doch da etwas besser achtgeben soll. Allerdings sind dem die Ottonormalschafe herzlich egal. Schlimm wird es, wenn es nach dem Consejal geht, erst, wenn unter den Opfern unsere endemische Schafsrasse ist. Nur noch 250 Tiere gebe es insel- und weltweit. Jedes erlegte Tier gefährdet den Fortbestand der Art. Das La Palma-Schaf ist also mindestens soviel Kulturgut und Identifikationsstoff, wie die traditionelle Hundemeute und deshalb sollen die Jäger nun aufpassen, dass man keine Traditionsschafe mehr erlegt. Von anderen Tieren, die da aus Versehen weggebissen werden ist allerdings nicht die Rede und bislang war das den Jägern auch herzlich egal.