Licht aus

Wir haben auf La Palma Gesetze für und gegen vieles. Das Schöne ist, wie die Gesetze genannt werden. Das Küstenschutzgesetz, das sogar eine eigene Behörde hat und auch in ganz Spanien gilt, wird einfach Küstengesetz genannt. Vor einigen Jahre gab es das sogenannte Sonnengesetz. Eine Geschichte die sich die PP in Madrid ausgedacht hat um, zu Gunsten monopolistischen Endesa, die Attraktivität von privaten Solaranlagen zu schmälern. (Man sollte sogar für den eigenkonsumierten, selbstproduzierten Strom, den man komplett einen Obolus pro Kilowattstunde an den Konzern bezahlen). Wir hier auf der Insel haben aber auch noch ein „Himmelgesetz“. Dabei geht es um die Lichtverschmutzung, damit die oben auf dem Roque ungestört nach fernen Sternen starren können. Unsere Straßenlaternen sind dunkler als anderswo, und Strahler die nach oben gerichtet sind, sind ein Tabu. Das mit der Einhaltung des Gesetzes ist aber so eine Sache. Wo kein Kläger da kein Richter und im Prinzip sind es die Wissenschaftler selber, die sich melden, wenn irgendeine Lampe zu hell aufleuchtet. Das Technische Büro zum Schutz der Qualität des Himmels (OTPC) hat sich nun beschwert. Diese Einrichtung ist aber nicht neutral, sondern eben in Abhängigkeit des Astrophysikalischen Institut der Kanarischen Inseln (IAC), die eben da oben auf unserem Berg sitzen. Ohne nun genau zu benennen um welche Veranstaltungen es Konkret geht, seien aber die Musikfestivals der Stein des optischen Anstoßes. Drei seit dem letzten Sommer und alle drei auf der Westseite. Viel bleibt da dann nicht zur Auswahl, und wir können uns sicher sein, dass das Resistime und das Lovefestival da auch mit gemeint sind. Scheinwerfer, die nur in den Himmel gerichtet sind, sind nun mal laut Himmelgesetz nicht erlaubt, sehen aber, wenn man ein Festival macht, gut aus, weil dann auch derjenige der weit entfernt ist sehen kann, dass die Party gar wild sein muss und man beim nächsten Mal teilnehmen sollte. Der OTPC-Techniker Federico de la Paz hat sich nun beschwert und den Veranstaltern, sowie den Rathäusern mitgeteilt, dass man sich doch bitte an die Spielregel halten möge. Die Reaktion war aber eher verhalten bis gar nicht, was auch nachvollziehbar ist. Schließlich sind Veranstaltungen, die richtig groß und richtig teuer sind, gerade der absolute Schrei auf unserer Insel. Wenn dann noch international bekannte „Künstler“ den Weg zu uns finden, dann pinselt das unser geschundenes Ego noch mehr. Wenn man nun also nicht weiterkommt, sucht man als geschundener Astronom nun eben den Weg in die Öffentlichkeit. Druck aufbauen nennt sich das. Allerdings beschweren sich nun etliche über die Wissenschaftler, schließlich sei es hier generell zu dunkel und gefährlich wegen diesem unsäglichen Gesetz und außerdem würde die ja nichts außer ihre eigene Arbeit interessieren. Schon beim Vulkan hätte die Wissenschaft uns verraten und wenn dann dreimal im Jahr ein Scheinwerfer in den Himmel leuchtet, dann sollen die einfach die Schnauze halten. Natürlich gibt es dabei aber auch andere Reaktionen. Zum einen wird argumentiert, dass wegen des Gesetzes zur Lichtreinhaltung des Himmels, große Teile unserer dürftigen öffentlichen Beleuchtungsinfrastruktur von außerhalb finanziert worden sei, zudem seien auch die Wissenschaftlichen Einrichtung auf unserer Insel ein wirtschaftlicher Faktor. Außerdem seien so nun mal die Spielregeln und es sei nicht angemessen, wenn man denjenigen der die Einhaltung anmahnt, diffamieren würde. Der teil der Einwohner, dem die massive Zunahme an Lärm- und Müllveranstaltungen, häufig noch in Wohngebieten, mittlerweile zuviel werden, der freut sich auch über die Lichtschelte der Wissenschaftler. Und tatsächlich ist es gerade so, dass die Brot- und Spielefraktion, vermehrt auf Spiele setzt, was nach und nach, einigen sauer aufstößt. Die Terrassa de Verano auf dem Schulhof im Zentrum von El Paso ist da zum Beispiel eine Sache, die gar nicht mal so gut bei den Anwohnern ankommt. Von Bekannten weiß ich, dass die über das die über die Wochenenden aus dem Dorf abhauen und bei der Verwandtschaft nächtigen. Andere haben Protestplakate aufgehängt, inklusive Beschimpfung des verantwortlichen Bürgermeisters. Nicht mal eine Anzeige wegen Ruhestörung sei möglich gewesen so beklagt man sich über die Presse, wohlgemerkt nach 5 Uhr morgens, wenn die Sause da offiziell vorbei ist, weil es gar keine besetzte Polizeistation im Ort gibt. Neben dem Lärm und Müll geht einigen aber auch die Tatsache gegen denn Strich, dass da ein privates Unternehmen Eintritt für den Schulhof (€ 10,-) nehmen kann und darf und damit noch fett Geld verdient. Neben der Party auf dem Schulgelände betreiben die mehrere Einrichtungen im Ort, die eigentlich öffentlich sind, wie z.B. die Tagestätte für Senioren. Die Aufträge für den Betrieb kommen alle von der einen Partei, die seit vielen Jahren das Rathaus fest in Händen hält.