Viel Schiff

Die Kreuzfahrtsaison hat begonnen und damit ist nun direkt ein dicker Brummer im Hafen von Santa Cruz eingelaufen. „Britannia“ heißt das Boot, das da im Hafenbecken dümpelt und das ist stattliche 330 m lang. Da freuen sich wieder einige. Irgendwie scheint es manchen auf die Grüße anzukommen und wenn das Teil erst bei uns vorbei schneit und später dann erst nach Teneriffa fährt, dann fühlen wir uns noch mehr geehrt. Im Ganzen sind für die Saison, die von September bis Juni geht, 170 Schiffe für Santa Cruz angekündigt. Da sind natürlich auch kleiner dabei, aber man prahlt in der Presse, dass auch noch das ein oder andere Riesending dabei sein wird. Das hat natürlich wieder Folgen. Klar ist, dass ein gewisser Teil, der da durch die Altstadt spaziert, der lokalen Gastronomie von Nutzen sein wird. Außerdem werden Andenken gekauft werden, und so dass die Geschichte natürlich einen wirtschaftlichen Nutzen hat. Allerdings sind solche Schiffe im Hafen aber eben auch laut und die Motoren laufen häufig, um die Stromversorgung zu gewährleisten. Wer da also in der Nähe des Hafens wohnt, der ist vielleicht auch wegen dem Gestank nicht ganz so erfreut. Einen Vorteil hat das auch für die Anbieter der Touren hier. In Massen werden die wieder in der Bar Parada in Fuencaliente einfallen und die Mandelkekse wegkaufen, weil die da mittlerweile mit dem Bus Station machen. Die beliebteste Tour bleibt aber wohl auch in diesem Jahr, der Ausflug mit dem Bus zur Kirche von Tajuya. Der Kirchplatz ist ja längst offizieller Aussichtspunkt, und da bekommt man dann tatsächlich schon mal ganz erstaunt die Aussage, dass der Aussichtspunkt an eine Kirche erinnern würde. Mittlerweile ist die Geschichte aber wesentlich entspannter, als noch während des Ausbruchs. Da sind die Leute einfach über fremde Grundstücke marschiert und haben sich auf Hausdächer gestellt, immer auf der Jagt nach dem Spektakel, auch das ein oder andere Geschäft wurde hinter einem geparkten Auto in der Einfahrt verrichtet. Nun, ist die Geschichte aber organisiert. Der Bus öffnet seine Pforten und die Leute laufen geordnet auf den Kirchplatz. Bei großen Schiffen kann das durchaus einen Stau verursachen, weil die schon mal mit 3 Fahrzeugen auf einmal anrücken. Hinzu kommen dann immer noch die privaten Aussichtspunktbesucher, und man fragt sich, ob das nun so bleibt wird, oder ob das irgendwann wieder ein Kirchplatz sein wird, weil an anderer prominenter Stelle ein Aussichtspunkt errichtet wird. Hier kommt nämlich nun die private Geschichte ins Spiel. Seit gestern sind wir hier Hausbesitzer, unserm Dasein als Mieter wird also baldiges Ende bevorstehen. Das neue Haus hat einen respektablen Ausblick. Man kann das Meer sehen, die Lava und den Vulkan. Aber eben auch den Aussichtspunkt. Man kann also die Schaulustigen beim Schauen anschauen. Was im Gegenzug aber eben auch bedeutet, dass die uns sehen können und direkte Sicht auf die Terrasse haben. Prinzipiell ist das ja nicht so schlimm, aber 170 Kreuzfahrtschiffe sind schon eine Hausnummer, und alle schauen einem in den Garten. Und dass da dann am Ende irgendwelche Übermotivierten anfangen zu winken, davor graut es einem dann schon ein wenig. Von Bekannten kenne ich die Geschichte von den Gleitschirmfliegern, die, adrenalintrunken und ganz im persönlichen Glück verhaftet sind und die Leute, die im Garten sitzen und gerade überflogen werden, freundlich grüßen. Wobei die das meist gar nicht so amüsant finden. Da muss also noch ein wenig was gepflanzt werden, nicht nur weil das die Vulkanschauer, sondern auch die Brisa ein wenig abhält.