Die letzten Tage geisterte schon so ein Gerücht durch WhatsUp-Fußball-Gruppen hier auf der Insel. Jetzt ist man einen ganzen Schritt weiter, nachdem bereits gestern ein Recherche-Netzwerk der spanischen Sportzeitung „El Mundo Futbolista“ und der österreichischen „Cronen-Zeitung“, den Plan des Brauseherstellers „Red Bull“ veröffentlicht hat, sein Geld in den spanischen Fußball zu investieren, stand dies heute in allen kanarischen Zeitungen. Zum 1. Januar 2021 gründet sich offiziell der „Red Bull La Palma C.F.“.
Eigentlich ist die Sache recht logisch, aber der Reihe nach: Red Bull steckt seit vielen Jahren sein Marketing-Geld in den Sport. In Sachen Fußball gab es schon RB New York und dann eben RB Salzburg, die ursprünglich die Nummer eins waren, aber mittlerweile zu einer Art Farmteam für RB Leipzig verkommen sind. Die besten Spieler werden also 2firmenintern direkt nach Leipzig transferiert. Da aber das Projekt in Leipzig zwar sportlich erfolgreich ist, aber marketingtechnisch, bei den eher traditionell veranlagten Fußballfans in Deutschland, ein gehöriger Schuss in den Ofen war, streckt man nun seine Fühler auf den spanischen Markt aus. Jetzt fragt man sich natürlich, warum die Wahl des Red Bull-Bosses Dittrich Mateschitz gerade auf La Palma gefallen ist, aber die Lösung ist ganz einfach. Ziel ist es ja, möglichst schnell in die Primera Division zu gelangen und hierbei hat La Palma, da es hier eben nur bis zu einer 5. Liga nach unten geht, die beste Ausgangsposition in ganz Spanien. Theoretisch und wahrscheinlich auch ganz praktisch, bei dem finanziellen Hintergrund, wird La Palma in 5 Jahren also in der 1. Spanischen Liga spielen. Aus firmeninternen Kreisen war wohl zu hören, dass der Zeitpunkt, gerade jetzt nach Spanien zu gehen, nicht aus der Luft gegriffen ist. Hintergrund sei dabei auch der derzeitige sportliche und finanzielle Niedergang des FC Barcelona, und so hofft man hinter Real Madrid die Nummer 2 im Land zu werden. Man hat sich hier schon gewundert, Gerüchte sagten nämlich, dass sich Mateschitz bereits im Februar 2019 auf La Palma befunden hätte. Hierfür gab es auch ein „Beweisfoto“, allerdings in sehr schlechter Qualität. Schon damals hat es erste Gerüchte auf der Insel gegeben, dass da etwas im Busch sein könnte. Das hat aber damals niemand richtig ernst genommen.
Für RB Leipzig wird das sicher nicht einfach. Ein guter Teil des Geldes, das diese von Red Bull derzeit erhalten wird sicherlich zukünftig auf die Kanaren fließen und somit droht denen das gleiche Schicksal wie zuvor Salzburg. Außerdem gibt es in Spanien keine 50+1-Regel, was den Red Bull Chefs mehr Möglichkeiten geben wird, Gelder fließen zu lassen und das alleinige Sagen im Club zu haben.
Derzeit befindet man sich in Verhandlungen mit dem Cabildo Insular, um eine sportliche Heimstätte zu erlangen. Die Wahl ist bereits getroffen, allerdings muss wohl noch geklärt werden, was die Inselregierung für den Verkauf des Sportgeländes „Miraflores“ in Mirca, oberhalb von Santa Cruz verlangen wird. Innerhalb der nächsten Jahre soll genau dort eine neue Red Bull-Arena entstehen. Die Entwürfe des Architekturbüros Gonzalez S.L. aus Valencia liegen bereits vor. All zu groß soll aber die Arena gar nicht werden, von bis zu 35.000 Plätzen ist die Rede. Dittrich Mateschitz hat aber zugesagt, dass man die Saison 21/22 erst einmal im alten Miraflores-Stadion spielen möchte. Hintergrund hierfür ist die Coronapandemie. In den Katakomben des alten Stadions befindet sich nämlich das Coronatestzenrum von La Palma und das möchte man auch als neuer Eigentümer dort belassen, um sich bei der lokalen Bevölkerung nicht unbeliebt zu machen. Die Chefin des Inselkrankenhauses, Mercedes Coello hat sich bereits über Twitter bei der Verantwortlichen von Red Bull bedankt.
Die Reaktionen der Fußballanhänger hier auf der Insel fallen recht unterschiedlich aus. Gerade die Fans von Tenisca und Mensajero, unseren beiden Traditionsclubs in La Palma zeigen sich wenig begeistert. Auf der anderen Seite hat sich aber auch schon ein Fanclub gebildet. Die Leute nennen sich „Peña Toro Rojo“ und sind schon mit eigenem Logo und Internetauftritt am Start. Böse Zungen behaupten allerdings, dass es sich bei diesem Fanclub auch nur um ein Marketinginstrument des Brauseherstellers handeln würde.