Strom

Zwei, aktive Fälle haben wir hier noch auf der Insel, nur um mal wieder eine Wasserstandsmeldung aus dem antiviralen Paradies zu bringen. Wir bleiben damit natürlich in der Alarmstufe eins und haben quasi überhaupt keine Einschränkungen, außer denen, die wir seit Mitte Juni, als unser aller Lockdown hier auslief, sowieso schon kennen. Da also bei uns auch die Kinder weiter frontal unterrichtet werden, hängen wir auch nicht so sehr an der mangenden Digitalisierung. Die meisten Schulen haben hier Internet und in der Schule hat zumindest in der Klasse meines Sohnes jeder sein eigenes Tablet. Allerdings gibt es auch hier Schulen die einen regelmäßigen Zusammenbruch des Netzes haben. Dabei geht aber nicht nur das Internet, sondern der ganze Strom flöten.

Schuld daran hat die Digitalisierung. Und zwar die der Stromzähler, die die Endesa, also der Versorger installiert hat. Diese digitalen Aparillos sind nämlich clever und merken wenn da mehr Saft verbraucht wird, als vertraglich vereinbart. Und dann machen die einfach zu. Die einfachste Lösung ist hierbei, dass man einfach die Versorgungsverträge erhöht, dann geht das schon. So einfach ist das aber auch nicht. Die Endesa ist verpflichtet die Sicherheit des belieferten Stromnetzes zu prüfen. Wenn da nämlich zu kleine Kabel verlaufen, dann kann das auch mal zu einem Feuer führen. Also muss der Stromkunde nachweisen, dass die Verkabelung im Haus oder hier eben in der Schule, die angeforderte Potenz verträgt. Hierfür muss da ein Ingenieur mit Spezialzertifikat durchgehen, die Leitungen messen und im Anschluss ein sogenanntes „proyecto electrotécnico“, das bestätigt, dass alles sicher ist, erstellen. Für öffentliche Einrichtungen braucht es das alle 20 Jahre, oder eben wenn der angeforderte Stromverbrauch über der Maximalleistung, die im alten Papier angegeben ist, liegt.

Mittlerweile haben viele Schulen auch noch Kantinen und so Industrieküchen haben einen gewaltigen Verbrauch. Die Zeitung ElTime berichtet, dass die Schule Juan XXII in Tazacorte nur 3 kW im Versorgungsvertrag hat. Der reelle Verbrauch liegt aber bei ca. 30 kW. Wenn da also in der Kantine gekocht wird, dann ist der Rest der Schule ohne Strom. Im Colegio Mayantigo in Los Llanos beschwert man sich darüber, dass die elektrischen und elektronischen Gerätschaften durch den häufigen Stromausfall Schaden nehmen. Im Prinzip gibt es hier zwei Ebenen, die für die Lösung des Problems zuständig sind. Zum einen ist dies das Gobierno de Canarias, unter deren Leitung läuft hier die Bildung unserer Kinder, zum anderen liegt die Zuständigkeit aber auch bei den Gemeinden in denen die Schulen sich befinden. Beide Seiten teilen mit, dass man das Problem erkannt habe, an der Lösung hapert es aber bisher noch.

Diese Geschichte mit den digitalen Zählern hat in den vergangenen Jahren aber auch etliche Privathaushalte getroffen. Man hat da, das spart ja auch Geld, gerne einen Versorgungsvertrag von nur 1,5 kW abgeschlossen. Bei den alten Zählern war das egal, man hat da einfach den niedrigsten Grundpreis plus den tatsächlichen Verbrauch bezahlt. Die alten Verträge stammten zum Teil noch aus einer Zeit, in der kaum einer elektrische Geräte zu hause hatte. Jedenfalls hat die Endesa dann alle angeschrieben und den Leuten mitgeteilt, was drohen könnte, wenn man seinen Versorgungsvertrag nicht ändert. Wir, zur Miete wohnend, hatten dann auch ein Problem, dass wir ständig keinen Strom hatten. Deshalb haben wir unserer Vermieterin etwas Dampf gemacht, diese an die Hand genommen und sind mit ihr ins Büro der Endesa nach Los Llanos gestapft. Wir haben da zuvor einen Termin gemacht und die ganze Sache lief dann auch recht reibungslos. Allerdings konnten einem die Leute die dort arbeiten schon etwas leid tun. Während wir da warteten kamen etliche Leute an und haben gewaltig Terror gemacht. Ohne Termin kam aber keiner dran. Irgendwie war bei allen die Haltung wohl so, dass man nicht wirklich daran geglaubt hat, dass die neuen Zähler wirklich bei zu hohem Konsum automatisch abschalten werden, obwohl die Endesa da wohl lange vorgewarnt hat.

Ganz schwierig war die Situation für Leute, die offiziell nur eine Wasserpumpe hatten. Wenn man in der Vergangenheit an Strom kommen wollte, dann hat man im ländlichen Gebiet erstmal Strom für eine Wasserpumpe beantragt, was ziemlich kostengünstig war, schließlich wollen die Kartoffeln ja bewässert werden. Den Pajero, der schon immer da rumstand, hat man dann nach und nach zum Wohnhaus um- bzw. ausgebaut. Strom war ja vorhanden. Wer seine Stromversorgung in der Vergangenheit so geregelt hatte, der musste sich jetzt um ein komplett neues Projekt kümmern. Die Ingenieure, die rechtlich zu so etwas befähigt sind, sind aber Mangelware, was bedeutet, dass man für die Erstellung eines Projektes für ein Wohnhaus, und eben nicht für eine Wasserpumpe, lange warten musste. Da war dann bei vielen erstmal Energiesparen angesagt.