Es wird nass und geistiger Ausfluss

Die nächsten zwei Tage wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Aridanetal zu Niederschlägen kommen. Und das eben nicht nur mit einigen Tropfen, sondern richtig. Für Morgen und Übermorgen sind für El Paso jeweils rund 30 Liter/qm und Tag angekündigt. In der Nacht zum Donnerstag soll das aber schon wieder vorbei sein. Wenn das schön verteilt kommt, dann freut sich die Natur und der Landwirt, weil zumindest ein wenig in den Boden einsickern kann. Wasserschulden haben wir dennoch, unsere Vorratsbecken sind weiterhin auf einen Tiefstand, das Riesenteil in Barlovento wurde Anfang des Monats weiterhin mit einer Füllmenge von 1% angegeben. So gesehen kommt der Erste Regen des Winterhalbjahres nun aber gerade recht. Wer hier gerade im Urlaub ist, der findet das sicher nicht ganz so fein, aber ab Donnerstag soll schon wieder die Sonne rauskommen, und wer La Palma als die „grüne Insel“ kennt und mag, der muss wissen, dass ohne Regen hier eben auch gar nichts grünt. Kalt wird es auch nicht, 19 Grad sind vorhergesagt, für die beiden Regentage, also Winter ist anders.

In Los Llanos gibt es derweil etwas Ärger. Hintergrund ist ein Event für die Jugend. Das ist bereits die zweite Ausgabe von „Eventud“, die da ansteht. Konzerte, Workshops und allerlei wird man da aufgefahren, damit die jungen Leute auch etwas geboten bekommen. Allerdings benötigt man eben auch Leute das Publikum anziehen. Was früher der Popstar ist heute der Influencer, dessen bloße Präsenz im Internet mit irgendwas das „Content“ genannt wird, zu einem Bekanntheitsgrad reicht, der sich gewaschen hat. Selbstverständlich verkneife ich mit an dieser Stelle, mich über die Jugend von heute auszulassen. Dass die jungen neue und andere Idole haben, ist nicht nur in Ordnung, sondern gut so. Ich muss da ja nicht mit, aber das ständige Getue von Älteren, gerne Herrschaften, dass man damals ja noch „richtige Musik“ gehört habe, ging mir schon als ich selber jung war auf den Zeiger, das macht es heute auch nicht besser. Und wird sich in die 80er oder 90er zurücksehnt, der wählt eben auch Merz. Verstehen muss ich das nicht, was diese Influenzer da machen, vielleicht gefiltert „gut aussehen“? Aber es gibt neben Schminktipps eben auch Lebensweisheiten zu verteilen. Das ist auch im Prinzip eine ganz gute Sache, weil es doch tatsächlich viele kluge Menschen gibt, und da darf man vielleicht auch manchmal einfach zuhören. Der gebuchte Influencer von „Eventud“ hat nun aber für Ärger gesorgt. Und wenn man bedenkt, dass hinter der Veranstaltung die Gemeinde Los Llanos und das Cabildo steht, ist das sogar irgendwie lustig. Wichtig dabei ist, dass die Gemeinde sowas gar nicht organisiert, sondern die Sache an eine private Firma auslagert. Böse Zungen behaupten, dass im Rathaus und auf dem Cabildo nur Leute sitzen, die keinen Plan für so eine Jugendveranstaltung haben. Noch bösere Zungen, die sich ein wenig auskennen, behaupten, dass das ausgelagert wird, weil es eben Teil der Politik ist, dass immer noch jemand ordentlich bei der Geschichte mitverdienen kann. Nun aber zurück zum Influencer und dem was der mit seiner Reichweite so macht. Pedro Buerbaum nennt sich der junge Mann und kommt aus Teneriffa. Und der hat hier in Los Llanos dann eben auch schon Content produziert und ein Video vor Ort aufgenommen, wobei er mächtig auf die lokale Politik eingedroschen hat, weil Populismus im Netz eben prima funktioniert. Er hat sich, und da muss man nun nicht unbedingt inhaltlich mäkeln, über den Dauerzustand der Container, drei Jahre nach Vulkan ausgelassen, und die Situation angeprangert, um dann über die unfähigen Politiker herzuziehen, die ihm sein Geld mittels Steuer aus der Tasche ziehen würden, und dann nichts gebacken bekommen würden. Die Tatsache, dass er sein Einkommen versteuern muss bezeichnete er als Raub, und die Politiker in Los Llanos seien offensichtlich zu doof mit der „geraubten Kohle“ etwas sinnvolles zu machen. Als Beweis mahnte er an, dass da tatsächlich Geld für Bänke in Regenbogenfarben ausgegeben werden würde. Nebenbei verschweigt er aber dann, dass seine Gage eben auch aus Steuergeldern finanziert wird. Das spannende ist nun, wie und warum so ein Heinz da mitmachen kann. Dass die private Eventfirma nicht auf irgendwas achtet, ist irgendwie zu erwarten, weil man da ja eher auf die Anzahl der Follower achtet, als auf den Inhalt. Lustig dabei ist nun irgendwie, dass der junge Kerl, weil man sich nicht selber darum kümmert, einmal kräftig in die Futtergebende Hand gebissen hat. Der unlustige Teil ist aber, dass bereits im Vorfeld bekannt ist, dass etliche Inhalte des Mannes eben recht arg problematisch daherkommen und er in der Vergangenheit schon wiederholt durch xenophobe und homophobe Äußerungen und einen leichten Hang zur Verschwörung auffällig geworden sein soll. So zumindest melden es die jungen Sozialisten, die eine entsprechende Presseerklärung veröffentlicht haben und dabei die Frage stellen, ob es sinnvoll sei, so jemanden steuerfinanziert auf unsere Jugend los zu lassen, und ob das denn dem Bildungsauftrag entsprechen würde, den diese Veranstaltung ganz offiziell haben würde.

Von Seiten der Politik kam keine Reaktion, aber Visac Producciones hat sich öffentlich zu den Vorwürfen geäußert, und meint, dass man den Ratschlägen, die Herr Buerbaum da in die Welt posaunt, ja nicht folgen müsse, und im Prinzip würde sich der Jungmann ja in erster Linie auf sein Unternehmertum und persönlicher wirtschaftlicher Verbesserung konzentrieren.