Neue Wohnungen und bitte lächeln

In El Paso werden 35 neue Wohnungen gebaut. Das Ganze auf Gemeindegebiet und auf Kosten der Inselregierung. 6,5 Millionen geben die dafür aus. Postvulkanische Hilfsmaßnahme um die Menschen aus den Behelfsholzhütten zu bekommen. Die Gemeinde spendet die Grundstücke, das Cabildo baut die sozialen Wohnungen. Das ist eine prima Sache, es gibt nämlich immer noch genügend Menschen, die in den Hütten am Friedhof leben und seit die an das Abwassersystem, das eben auch entsprechend alt ist, angeschlossen wurden, legt sich manchmal ein Duft über das Dorf, der gar nicht mal so angenehm ist. Das 185.714 € für eine Sozialwohnung, der Grund und Boden wird ja geschenkt, gar nicht mal so billig ist, ist egal. Dummerweise bleiben nämlich die Immobilienpreise hoch und fertig kaufen funktioniert dann eben auch nicht zu einem besseren Preis. Die Gründe hierfür sind aber nicht die vielen Ferienwohnungen, die auf den anderen Inseln Mieten und Kaufpreise hochtreiben, sondern einfach das geringe Angebote, bzw., der fehlende finanzielle Druck derer, die verkaufen. Wer nicht verkaufen muss, der macht das nicht, „vender es perder“ (Verkaufen bedeutet Verlieren) gibt es hier als Sprichwort. Diejenigen, die nicht müssen, aber einen Schnitt machen wollen, sind dadurch in der tollen Position, dass man abwarten kann, irgendwann wird schon so ein Einer kommen, der das bezahlt. Der „Eine“ kommt gerade aus Mitteleuropa und hat Angst vor dem Russen. Da kommt ein Haus auf einer einsamen Insel, als „für den Fall der Fälle“ bombensicherer Rückzugsort, ganz gelegen, vor allem wenn man sich das leisten kann. Wobei es absolut ungültig ist nun ausschließlich über die reichen Käufer zu schimpfen. Mit der Solidarität ist es eben hier auch nicht gerade weit her, und wenn man bedenkt, dass es in El Paso mehr als 1.000 nicht genutzte Wohneinheiten gibt, dann sind wir selber schuld, dass unsere Mitbürger noch in der Holzhütte sitzen. Und niemand möchte, dass da Wohnraum verschenkt wird, zu einem angemessenen Preis wären einige bereit und in der Lage sich etwas Neues zu kaufen, oder sollte es eine angemessene Miete sein, eben diese zu bezahlen.

Wesentlich billiger als die 6,5 Millionen für Wohnungen kommt uns in El Paso unser neues Überwachungssystem. Deswegen bezahlt die Gemeinde das auch selber. Etwas über 15.000 Euro haben die Kameras gekostet, die auch in der Lage sind Kennzeichen zu erfassen. Stolz hat man über die sozialen Medien die Installation verkündet und teilt mit, dass die Sicherheit der Bürger an erster Stelle oder zumindest ganz weit oben auf der städtischen Agenda stehen würde. Bevor in irgendeiner Form Fragen aufkommen, teilt man vorab mit, dass der ganze Spaß selbstverfreilich in absolutem Einklang mit den entsprechenden Datenschutzbestimmungen stehen würde. Kameras befinden sich an der Ampel bei der Bar Americano, vor der Caixabank, beim Bestattungsinstitut und in der Einbahnstraße hinter der Plaza. Wo nun wirklich gefilmt wird, und wo man nur eine Kennzeichenerfassung macht, dass erzählen sie einem nicht, jedenfalls sind da aber ganz unterschiedliche Apparate angebracht. Allerdings melden sich nun die ersten zu Wort und behaupten, dass die Geschichte mit dem Datenschutz gar nicht so absolut sei, wie unsere Gemeinderäte behaupten. Für eine Videoüberwachung des öffentlichen Raumes muss man nämlich eine Begründung liefern. So argumentieren die Kritiker. Wenn zum Beispiel ein Anstieg und erhöhtes Vorkommen der Kriminalität besteht und zukünftig zu erwarten wäre, was anhand der Statistik nachgewiesen werden muss, dann würde sowas gehen. Aber nur, wenn andere Mittel, wie z.B. eine verstärkte Polizeistreife nicht greifen. Dass unsere Lokalpolizei unterbesetzt ist, macht die Sache kompliziert, weil eine Aufstockung der Kräfte eben mehr kostet als eine Kamera. Im Vergleich zu anderen Gemeinden der Kanaren ist das in El Paso aber ein Hort der Ruhe und Sicherheit auch wenn es im letzten Jahr einen Anstieg der Einbrüche gab. Die Argumentation der Gemeinde, dass man den Bürgern und Geschäftsinhabern ein Gefühl der Sicherheit geben möchte, dürfte, haben die Kritiker mit ihrer Bewertung recht, dann eben nicht zählen. Außerdem müsse der öffentliche Raum, wenn er videoüberwacht wird, als solcher gekennzeichnet sein. Das gilt im Supermarkt genauso wie in Hotelanlagen, Parks oder eben der Fußgängerzone. Bislang ist mit aber noch kein Hinweisschild untergekommen. Mein Vertrauensmann bei der Policia Local (die Kinder gehen zusammen in die Schule) meinte, dass die Kameras erst heute, mit dem Konzert angeschaltet werden würden. Aus seiner, nämlich der Polizistensicht, sind die Teile natürlich nichts Schlimmes, und könnten eben bei der Verbrechensbekämpfung helfen. Ich kann seine Sicht der Dinge sogar verstehen. Die Argumentation, dass man als unbescholtener Bürger ja gar kein Problem haben dürfte, wenn man gefilmt wird, die gehe ich aber gar nicht mit. Er konnte mir nämlich auch keinen Grund nennen, warum es denn dann so wichtig sei, unbescholtene Bürger permanent zu filmen.