52 wohnen auf La Palma

52 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden derzeit auf La Palma betreut. Vergleicht man das mit den etwas über 5.300, dann ist die Zahl tatsächlich gering. Unser Inselpräsident hat heute die Zahl verkündet und sich über das Hickhack, dass es gerade zwischen der PP und der PSOE in Spanien gibt, angemahnt. Es würde hier um Menschen gehen und man solle das unwürdige „Tennisspiel“ zum Wohle der Minderjährigen beenden. Die Geschichte ist aber wieder mal komplizierter als man zuerst annimmt und diejenigen die am Tennisspiel aktiv teilnehmen, sind gleichzeitig die, die das kritisieren. Die Atlantikroute, die als tödlichste Flüchtlingsroute der Welt gilt, ist das Thema. Generell ist es nämlich möglich, dass die Geflüchtete, die mit den Booten hier ankommen, oder auf hoher See gerettet werden, zwar zuerst hier versorgt werden, dann aber auf das Festland verbracht werden. Die große Ausnahme dabei sind aber Minderjährige, ohne Begleitung. Hier greift, nach spanischem Recht ein Gesetz, dass die autonomen Regionen direkt für zuständig erklärt. Der Kinder- und Jugendschutz hat hier Verfassungsrang, und deshalb, landen die Kids nicht in Auffanglagern, sondern werden, gleichrangig zu einheimischen Waisenkindern in staatliche Obhut genommen. Die Tatsache, dass die Kids Nichtspanier sind, hat da nichts mit zu tun. Die kanarische Regierung hätte nun aber ganz gerne, dass sich die anderen Regionen da etwas solidarischer verhalten und auch Minderjährige aufs Festland gebracht werden, weil man an die Grenze seiner Betreuungskapazitäten gelangt sei. Die PSOE von Ministerpräsident Sanchez würde da auch mitspielen, und selbst die von der stockkonservativen PP, die ja auf den Kanaren mit der Coalición Canarias am Drücker ist, hat gemeint, dass man da mit sich reden lassen könne. Allerdings hat die PP sich die Geschichte dann doch wieder anders überlegt. In einigen Regionen regieren die in einer Koalition mit den Rechtsextremisten von VOX, und die drohen ganz schnell ein Ende der Zusammenarbeit an. Unser Inselpräsident muss keine Rücksicht nehmen, schließlich regiert der mit absoluter Mehrheit und argumentiert mit dem Schutz der Minderjährigen. Man sei an der Belastungsgrenze. Wobei eben 52 nicht gerade viele sind auf La Palma. Arbeitssuchende Sozialarbeiter gibt es auch, und leerstehende Gebäude, die sich entsprechend als Wohneinrichtung herrichten lassen könnten, hat es auch noch. Und die Vorschläge seiner Partei sind da nämlich auch nicht wirklich das gelbe von Ei. Dass man da einfach mal ein Schiff gen Festland schicken sollte, war da auch schon zu hören. Die Herangehensweise, um da Druck auf den Rest des Landes auszuüben, ist aber im Normalfall, dass man mit der Menschlichkeit argumentiert. Schließlich seine diese Minderjährigen schutzbedürftig. Der Bedarf könne aber nicht mehr adäquat, gedeckt werden, alldieweil es an Ressourcen fehlen würde. Und weil man dem nicht nachkommen könne, hat man sich neue Regeln überlegt. Die Kids sollen erstmal polizeilich oder in Auffanglagern untergebracht werden, um zu klären, wie denn der Status sei. Damit wollte man sich Zeit in den Betreuungseinrichtungen kaufen und der Schutzgedanke war plötzlich gar nicht mehr an erster Stelle Das oberste kanarische Gericht hat der neuen Verordnung nun aber direkt einen Riegel vorgeschoben und folgt der Argumentation der Staatsanwaltschaft. Die Kinder und Jugendlichen müssen, wie jedes andere Kind, direkt professionell betreut werden. Die Tatsache, dass es sich nicht um spanische Minderjährige handelt, darf nicht zu einer Ungleichbehandlung führen. Im Gegenteil. Da es sich um ausländische Kinder handelt, sei die Notsituation und der Hilfebedarf objektiv sogar noch stärker gegeben. Jegliche bürokratischen Hürden und Verzögerungen hätten zu unterbleiben und die Sozialdienste müssen, wie zuvor, direkt auf die Jugendlichen losgelassen werden.

Insgesamt ist, zumindest was die Kanaren angeht, die Stimmung gegenüber Geflüchteten nach wie vor recht positiv. Das hängt sehr stark mit unserer Geschichte zusammen. Lange war man selber das vorgelagerte Armenhaus Spaniens. Und ganz viel haben hier das Weite gesucht und sind, als illegale Flüchtlinge nach Venezuela oder Kuba, was wir ja hier, rückkehrertechnisch, an Karneval ganz groß feiern. Und so haben fast alle Familien eine Flüchtlingsgeschichte, weil irgendein Vorfahre illegal nach Südamerika gereist ist, weil er ein besseres leben gesucht hat. Und deshalb macht man sich hier eben mehr Sorgen darum, wie man die hier ankommenden Menschen versorgt, als wie man sich die fern hält. Wobei eben auch hier die Rechtsextremisten die Klaviatur der Angst bespielen und die sozialen Medien zumüllen. Allerdings fühlt man sich hier eben eher als Kanaren, als als Spanier, und die Vögel von VOX wollen ja auch die Rechte der Regionen beschneiden. Deshalb haben die es hier recht schwer.