Wir setzten uns zur Wehr

¡NO es Iberico!, ¡Es PALMERO! (Es ist nicht iberisch, es ist palmerisch!) lautet die neue Initiative des Cabildo Insular. Identitätsdiebstahl und kommerzieller Schindluder mit unseren kulinarischen Traditionen sind das Thema. Wenn Sie einigermaßen mit der spanischen Küche vertraut sind, dann wissen Sie sicherlich über die Qualität des iberischen Schweins Bescheid. Im Gegensatz zum Jamon Serrano, bewegen wir uns mit dem Ibericoschinken nochmal in anderen geschmacklichen Dimensionen. Erkennbar ist das gute Stück Fleisch, an der Pata Negra, dem schwarzen Fuß. Das verspricht Qualität, weil da eben nicht irgendein dahergelaufenes Schwein verarbeitet wurde. Für die Qualität dieses Schinkens mit dem schwarzen Fuß ist Spanien weltberühmt und natürlich lässt sich das vermarkten. Die Rede ist aber nun nicht vom Schwein, sondern von der palmerischen Eidechse (Gallotia Galloti) die nur bei uns und auch noch auf Teneriffa vorkommt. Eidechse heißt auf Spanisch „Lagarto“. Und wenn Sie nun mal das Internet durchstöbern, dann finden Sie tatsächlich etliche Rezepte mit dem Namen „Lagarto Iberico“, also iberische Eidechse. Die Tradition Eidechsen als Proteinquelle zu nutzen stammt tatsächlich aus La Palma und aus Zeiten, als die Leute hier nichts anders hatten, und teils aus Hungersgründen nach Südamerika ausgewandert sind. Heute isst man das kaum noch auf La Palma. In den nordöstlichen Gemeinden, vor allem in Barlovento ist das noch ein traditionelles Gericht zum Jahresende, das aber eher bei den Älteren Semestern zu Sylvester Anklang findet. Mittlerweile bekommt man die Tiere aber auch hier wieder in einigen Restaurants. Zuletzt gesehen im Restaurant „La Broma“ in El Paso. Und so kommt nun das Thema hier auf der Insel wieder auf. Die hier verspeisten Tiere sind nämlich noch aus der Natur entnommen, während im Rest des Landes Tiere aus einer Zucht stammen. Die Abteilung Cultura y Patrimonio Historico des Cabildos hat nun in den letzten Monaten nachgeforscht, und festgestellt, dass die gezüchteten Tiere, die da verspeist werden, eindeutig zur Gattung Gallotia Galloti gehören. Man hat sogar festgestellt, dass das erste Zuchtpaar im Jahr 1929 von La Palma nach Sevilla gebracht wurde, einfach weil unsere Eiddechsen, zumindest die Männchen mit dem blauen Punkt an der Seite, erheblich größer sind, als das Getier vom Festland. Und weil unsere endemischen Eidechsen eben schwarz sind, hat man diese damals, in Anlehnung an die Schweine mit den Schwarzen Füßen, die bei den Lagartos gar nicht mitgegessen werden, einfach Lagarto Iberico genannt. 

Gestern ist nun der Inselpräsident Sergio Rodriguez vor die Presse getreten, um die neue Initiative zu erklären. Zwar sei man überaus stolz, dass ein palmerischen Produkt auf dem Festland konsumiert wird. Noch mehr, dass das Fleisch sogar in alle Welt exportiert werden würde, man möchte aber betonen, dass es sich dabei um ein palmerisches Tier, eben der endemischen Gattung Gallotia Galloti handeln würde. Die Bezeichnung „lagarto iberico“ sei, aufgrund der Tatsache, dass wir eben gar nicht zur iberischen Halbinsel gehören, stark irreführend, und unter Umständen liege hierbei sogar eine Verbrauchertäuschung vor. Wobei es natürlich schwer fällt, dem Mann die Sorge um die irregeführten Konsumenten abzunehmen. Den Herrschaften der Coalición Canaria geht es ja traditionell mehr um eine eigene kanarische, in diesem Fall sogar palmerische, Identität. Und da will man sich natürlich nicht die Chance nehmen lassen, dass „lagarto palmero“ international vermarktet werden könnte.

Mit extra großem Cabildo-Logo (Bildquelle modifiziert)
Hier in der Pfanne (Bildquelle)