Wir lassen unsere Avocado zertifizieren

Heute ist das Leben wesentlich entspannter. Gestern war der „Dia de los santos inocentes”, so eine Art 1. April, in Spanien und Lateinamerika. Neben albernen Meldungen in der Presse, so wurde z. B. bei „El Time“ verkündet, dass auf La Palma im Nachgang des Vulkanausbruchs bei den Dreharbeiten zu der aktuellen Netflix-Serie, Coltan in rauen Mengen entdeckt worden wären. Wir Insulaner seinen nun unendlich reich, Benzin sei ab nächstem Jahr kostenlos, Steuern würden überhaupt nicht mehr erhoben, jede Familie erhalte Zuwendungen in einer 5-stelligen Höhe pro Jahr, und man plane, ob des neuen Reichtums sogar Schnellzugverbindungen zwischen den einzelnen Ortschaften auf La Palma. Aber nicht nur Zeitungsenten tauchen da auf, werden auch Streiche gespielt. Und wenn man 2 Minderjährige sein Eigen nennt, dann muss man an dem Tag sehr auf der Hut sein. Wenn Sohnemann großzügig einen frischgepressten Orangensaft anbietet, dann ist da Vorsicht geboten und man lehnt lieber mal ab. Auch Schokolade will gut überprüft sein, nicht dass da Tabascosoße ins Innere der Lindorkugel gespritzt wurde. Mit kindlicher Unschuld und Eifer sind die beiden jedes Jahr bei der Sache, und wenn ich, wie dieses Jahr, sauber aus dem Tag rauskomme, dann fühle ich mich als Sieger.

Ab heute gibt es also wieder ernsthafte Meldungen, auch zum Thema Essen und geschützte Ursprungsbezeichnung. Wir haben das ja schon auf den Kanaren. Am bekanntesten ist sicherlich die Platano Canarias, aber auch Gofio ist ursprungsgeschütz, sowie diverse Käsesorten und natürlich Weine, wobei diese eben nicht nur als kanarisch durchgehen, sondern nach Inseln, oder zum Teil sogar ortschaftsgebunden in der Ursprungsbezeichnung. Wir wollen uns nun auch noch die Avocado schützen lassen, und wenn man bedenkt, dass die grüne Frucht, sollte sie aus Lateinamerika kommen, nicht sonderlich gut dasteht, weil da arger Raubbau am Wasserhaushalt betrieben wird, dann ist die Idee natürlich nicht die dümmste. Man hat nun den Antrag gestellt und dieser wurde bei der EU im entsprechenden Anzeiger veröffentlicht. Jetzt dürfen alle einmal Einspruch erheben, sollten Sie den wollen, und wenn dieser ausbleiben sollte, dann könnte man Mitte 2025 eine urspungsbezeichnete und damit Qualitätsbesiegelte Avocado exportieren. Die Qualität, was Anbaumethode Erne- und Transportverfahren angeht, sowie die schiere Größe, Form Textur und Gewicht der Frucht, sollen Kriterium werden, ob der entsprechende Qualitätskleber darauf kommen darf, oder nicht.  Damit ist nicht jede kanarische Avocado gleichzeitig eine Avocado von den kanarischen Inseln. Was optisch aus der Reihe fällt, essen wir folglich dann selber. In der Avocado steckt tatsächlich Geld drin. Schließlich ist das Zeug, weil lecker und gesund, sehr beliebt. Richtig viel exportieren wir aber noch gar nicht. Die Urlauber konsumieren die Avocado ganz gerne vor Ort. Wir müssen folglich noch mehr anbauen, und die Produktion hat sich in den letzten 10 Jahren bereits verdoppelt. Man geht sogar davon aus, dass sich die Momentane durchschnittliche Wachstumsrate von 8% pro Jahr in Zukunft noch steigern lassen würde, ganz einfach, weil ein Absatzmarkt besteht. Dabei sind die Marktpreise auch hier auf der Insel recht flexibel. In der erntefernen Zeit kosten das Kilo auch mal 7-8 Euro im Supermarkt. Momentan sind sie recht günstig, weil man die ganzen, relativ kleinen Früchte, die der Sturm von den Bäumen gefegt hat, schnell loswerden muss.