Ende vom Jahr

Auch hier stellt sich die Frage, was man an Sylvester macht. Früher in Deutschland habe ich immer geschaut, dass ich am ersten Januar Frühdienst habe, dann hatte ich eine feine Ausrede um aus der Nummer raus zu kommen. Hier ist die Festivität aber im Prinzip schon am Mittag. Fast alle Gemeinden fahren, meist familientauglich, ein Festprogramm auf. Die Feierei mit Konzerten und Gedöns beginnt viel früher und man trifft sich, eher zufällig mit Freunden und Bekannten in den umliegenden Bars auf ein Getränk. Gegen Abend ist die Geschichte dann meist nochmal im familiären Rahmen, und man isst lecker und futtert um 12 Uhr, synchron zum Glockenschlag seine 12 Trauben, die man hier sogar abgepackt und abgezählt im Supermarkt käuflich erwerben kann. Diejenigen, die es wild mögen, gehen dann erst auf die Plaza in Los Llanos oder in Santa Cruz, wo dann bis in die Morgenstunden gefeiert wird. Wichtig ist dabei, dass man sich drüber und drunter schick macht. Jedes Jahr laufen die Schaufenster der Klamottengeschäfte über mit allen Formen von Paillettenbekleidung. Röcke, Kleider, Blusen, Hauptsache es funkelt. Dazu trägt die Dame dann hochhackiges an den Füßen. Fürs drunter ist es quasi obligatorisch, dass sowohl Männchen als auch Weibchen zum Jahreswechsel rote Unterwäsche tragen. Das soll, so will es der Aberglaube und der Brauch, Glück in der Liebe und im Allgemeinen für das neue Jahr bringen. Welch ein Segen für den Einzelhandel.  Schließlich machen die hier keinen Reibach mit Feuerwerk, weil das, gar nicht erlaubt ist, in Spanien privat zu böllern. Deswegen verdienen die ihr Geld nicht mit schwarzem Pulver, sondern eben mit roter Spitze. Zumindest im Chinaladen lassen sich aber kleine Knaller und Lichtkreisel kaufen, ebenso wie Wunderkerzen.

Morgen ist dann erstmal überall tote Hose, wobei einige Geschäfte trotzdem geöffnet haben. Schließlich ist die Feierei ja noch nicht rum. Die Könige stehen ja noch vor der Tür, und da muss man Geschenke für kaufen. Dennoch kommen wir wahrscheinlich gesellschaftlich recht fit aus der Nummer raus. Erstens ist man es hier gewohnt, recht spät ins Bett zu gehen, und für die allermeisten, also diejenigen, die nicht nach Mitternacht nochmal losziehen, ist der Spaß dann auch ganz schnell vorbei und man legt sich schlafen. Wir müssen, so will es die Condor, morgen auch arbeiten, somit kommt Los Llanos schon mal gar nicht in Frage. Aber nachher, vor dem häuslichen Rinderfilet, gehen wir dann doch mal hoch ins Dorf, auf das ein oder andere Getränk. Mir sind diese obligatorischen Feiereien und gesellschaftlichen Verpflichtungen gar nicht recht, aber ich beuge mich, und das sogar gerne, dem familiären Druck.