Gestern Abend legte im Hafen von Tazacorte ein kleines Boot an. An Bord befanden sich 24 junge Migranten aus der Subsaharazone. Eigentlich ist es in den letzten Monaten wieder normal geworden, dass verstärkt Boote aus Afrika kommend an den Kanarischen Küsten anlanden. Allein an diesem Wochenende waren es 5 Stück. La Palma als Ankunftsort ist dann aber doch eher ungewöhnlich, weil wir eben ganz im Westen des Archipels liegen, und die anderen Inseln vor allem Lanzarote und Fuerteventura dann eben näherliegend sind. Glücklicherweise waren alle 24, von denen man derzeit annimmt, dass sie aus dem Senegal stammen, bei guter Gesundheit, und konnten selbstständig an Land gehen. Das rote Kreuz und die Polizei waren dann auch recht schnell vor Ort. Im Hafen wurde dann für die Nacht ein Notlager eingerichtet, heute am Vormittag wurden alle einem PCR-Test unterzogen, wobei die Ergebnisse für den Nachmittag erwartet werden. Derzeit ist die Idee, die Leute in der Kaserne in Breñas unterzubringen.
So ganz selbstverständlich ist das aber nicht, dass die Menschen es heile auf die Kanaren schaffen, erst vor 2 Wochen wurde ein auf dem Meer treibendes Boot, voller Verstorbener entdeckt. In den letzten 12 Monaten gab es nachgewiesenermaßen über 350 Tote auf der sogenannten Atlantikroute und man geht davon aus, dass wohl nur die Hälfte entdeckt werden, da teilweise Menschen über Bord gehen oder ganze Boote einfach untergehen. Diese 350 gesicherten stammen dazu noch aus einer Zeit, in der verhältnismäßig wenig Boote auf den Inseln angekommen sind. Seit etwa 2 Monaten werden das aber wieder mehr.
Auf Gran Canaria wurden in den letzten Tagen Geflüchtete in einigen leerstehenden Hotelkomplexen im Süden der Insel untergebracht. Der Kanarenpräsident Angel Victor Torres meinte, dass man sich bemühe, die Menschen mittels Visa auch zügig Richtung Festland zu transferieren. Weil wie er meint, wollen die Menschen ja genau da hin. Hier fängt jetzt auch der unschöne Teil der Geschichte an. Was fiese, rechte und populistische Strömungen angeht, waren wir hier in den letzten Jahren eher gesegnet, wobei man auch immer denken konnte, dass wir hier in Spanien, durch die Partido Popular sowas ja eh schon hatten, die haben das aber nicht so laut von sich gelassen. Mit den rechten Schreihälsen von VOX sieht das aber jetzt schon anders aus. Auch in Spanien ist es mittlerweile bei nicht wenigen üblich, klar rassistische Äußerungen laut in die Öffentlichkeit zu brüllen. Hier beginnt es jetzt eben auch, dass mittels gefakten Fotos, nach denen die in den Appartementkomplexen untergebrachten Geflüchteten jetzt am Pool liegen würden, Stimmung gemacht wird. Auch hier zeigt sich die hässliche Fratze der Asozialen Medien. Gestern wurde dann auch noch bekannt, dass auf Gran Canaria eine Einrichtung für minderjährige Flüchtlinge mit Steinen angegriffen wurde.
Dabei haben wir gerade hier auf den Kanaren traditionell großes Verständnis für Menschen, die Ihre Heimat auf der Suche nach einem besseren Leben verlassen haben. Fast alle Familien auf den Inseln haben Angehörige, die in der Vergangenheit auf Schiffe gestiegen sind um in Lateinamerika eine bessere Zukunft zu suchen und dem Hunger hier zu entkommen. Die Politik und auch ein großer Teil der lokalen Medien sind gerade dabei, diese Tatsache der kanarischen Geschichte wieder in Erinnerung zu rufen. Auf Lanzarote hat sich nun auch eine Initiative gebildet, die eine menschliche Behandlung der hier ankommenden einfordert. Jeder, ob Migrant oder Tourist, hat das Recht hier als Gast empfangen zu werden. Die Initiative weist auch ausdrücklich darauf hin, dass sie der Ansicht sind, dass die Behauptung, dass die Geflüchteten hier den Virus wieder einschleppen würden, eben nicht von Bedenken um unsere Gesundheit, sondern rassistisch motiviert ist. Vor einigen Wochen als es auf den Kanaren noch kaum Infizierte gab, haben die ankommenden Boote ein wenig die Statistik nach oben getrieben wurde, nachweislich kam es aber zu keinerlei Übertragung zu den hier wohnenden Menschen. Dennoch geht nun auch die Angst um, dass in der Zukunft, durch die sich jetzt verschärfende wirtschaftliche Situation, eben auch der Rassismus wieder verstärkt auftreten könnte.
Übrigens gibt es auch unter den deutschen Ressis hier nicht wenige, die entsprechend ticken, einige von denen sind sogar in den letzten Jahren hierhergekommen, weil sie Angst vor der den Muslimen in Deutschland hatten. Der Coronawahn tut gerade sein Übriges. Unter nicht wenigen Ressis laufen die Geschichten von neurechten Möchtegernjournalisten, wie Ken Jebsen hin und her, die die große Weltverschwörung wittern, von Bill Gates bringt uns alle um, bis eben zu dem von langer Hand geplanten Bevölkerungsaustausch in Deutschland. Die Ironie ist dann schon beachtlich. Diese Leute leben dann hier auf La Palma in Ihrer deutschen „erleuchteten“ Parallelgesellschaft, interessieren sich nicht im mindesten für die gesellschaftliche Realität der Einheimischen und halten die tausenden von Toten von März bis Mai hier in Spanien für eine Lüge. Gleichzeitig schimpft man dann aber über Flüchtlinge in Deutschland.