Gestern war der 19.4. und nicht der 28.12. Das ist wichtig zu verstehen, weil wir Ende Dezember im spanischsprachigen Raum nämlich den Veräppelungstag haben, analog zum 1. April. Dennoch möchte ich meinen, dass man die Meldung die Gestern durch die Zeitungen ging, nicht unbedingt ernstnehmen sollte. Mittlerweile ist da nämlich bereits ein Muster zu erkennen. Wir werden mit Hurra-Meldungen überschüttet, immer hochtrabende Pläne, die man hier, seitens des Cabildos für die Insel plant und die uns touristisch oder sonst wie ganz nach vorne bringen würde. So streckt medienwirksam seine Fühler nach China oder in die Vereinigten Arabischen Emirate aus, und verkündet, dass man sich da einen touristischen Ansturm erwarten würde. In Tazacorte würde man ganz gerne ein kleines Paradies nach dem Vorbild von Mogán auf Gran Canaria errichten um Luxusurlauber zu uns zu ziehen. Gehen Sie da mal hin, sie wollen da ganz schnell wieder weg. Dann gibt es immer wieder Golfplätze, Spahotels, heilige touristisch erfasste Quellen, zum warm- und gesundbaden, schnelle Straßenverbindungen, Wasserflugzeuge, neue Solaranlagen auf den Fischbecken, und und und. Und am Ende wird da wieder nichts draus. Was man im Deutschen als heiße Luft tituliert, läuft hier unter dem Wort „Rauch“. Gemeint ist das gleiche, es steckt eben nicht viel dahinter. Deshalb fällt es mir extrem schwer die gestrige Verkündung, nach der man den Einsatz und den Bau diverser Seilbahnstrecken auf der Insel prüfen und gegebenenfalls planen würde, so richtig ernst zu nehmen. Drei Strecken habe man da im Auge. Zum einen zwischen Hoya Grande und dem Roque de los Muchachos, zum anderen zwischen La Punta und Puerto de Tazacorte. Die dritte Strecke soll es dann, wenn es nach unserem Oberpalmero und Inselpräsidenten Sergio geht, zwischen Tacande und La Bombilla geben. Man wolle unseren Besuchern gewissermaßen einen anderen Blickwinkel auf die Insel gönnen, und das ganze sei natürlich auch tiptop umweltschonend, so der Inselpräsident. Wenn das richtig geplant sei, dann könnten Seilbahnen eine einzigartige Touristenattraktion und gleichzeitig eine nachhaltige Transportlösung sein, meint Sergio, einen Tag nach dem Seilbahnunglück in Neapel, mit 4 Toten. Momentan schaue man, was da technisch machbar sein könnte, leiere eine Umweltverträglichkeitsprüfung an, und erkundige sich in anderen Orten der Welt, die schon eine Seilbahn haben, wie das denn so klappen würde. Auch weil ich nicht wirklich daran glaube, dass es sowas hier geben wird, hat mir die Meldung gestern richtig gute Laune verschafft. Familienintern wurde da gewitzelt, dass man die Container der Vulkanopfer dann als Gondeln nehmen kann oder dass eine Seilbahn vom Cabildo bis zum Vulkan viel sinnvoller sei, weil man die von beiden Enden mit heißer Luft betreiben könne. Auch fragten wir uns, ob die Verkünder am Vortag bei der Karfreitagsprozession zu dolle am Weihrauchtöpfchen geschnüffelt hätten. Das wirkliche Entsetzten, dass sich zumindest bei mir einstellt ist nicht, die Seilbahn als solche, sondern die Tatsache, dass man da wieder medienwirksam eine Sau über die Insel jagt, und man jegliche politische Seriosität bei seinen Verkündungen vermissen lässt. Das erinnert stark an den fränkischen Foodblogger und an die „Bavaria One“.