Wir warten auf Oliver. Der ist draußen auf dem Atlantik, soll aber alsbald, bei uns und auf den anderen Inseln vorstellig werden und wieder mal für Regen sorgen. Orange ist der Alarm und die Prognosen beinhalten Dinge wie bis zu 30 l in nur einer Stunde und 100l Wasser auf den qm im Laufe des Tiefs. Draußenveranstaltungen für den Nachmittag, wie Fußballtraining wurden bereits abgesagt und die Wanderwege der Insel sind ganz offiziell heute mit dem Hinweis „bis auf weiteres“ zu. Noch weht aber die Wäsche im so langsam auffrischenden Wind auf dem Dach und wir harren der Dinge. Gewitter soll der Olivier übrigens auch mit sich bringen, in höheren Lagen könne es sogar Hageln. Da das letzte Tief uns aber, trotz sogar roter Warnung, relativ verschont hat, blickt man nun schon wieder etwas entspannter auf die nächsten Stunden. Problematisch bleibt, weil der Wind von Westen kommt, wie immer unser Flughafen. Da gibt es dann Fall- und Scherwinde, die eine Landung recht Problematisch werden lassen. Die Maschinen aus Hamburg und aus München kamen heute ganz entspannt runter, alldieweil Oliver noch irgendwo weiter draußen vor sich hin brodelt. Die Frage ist nun, ob die Frankfurter Maschine das auch noch packt. Die orangene Warnung gilt ab 15 Uhr und just da soll die Condor hier landen. Also abwarten und im Hintergrund dem großen Wiglaf Droste lauschen.
Am 14. April ist Gedenktag in Spanien. Nicht für viele, aber die politische Linke hat das Datum ganz fest im Auge. Es ist der Gedenktag der Zweiten Republik, die von 1931 bis zum faschistischen Putsch von Franco im Jahr 1936 Bestand hatte. Traditionell trifft sich die Linke und ganz Linke an diesem Tag zum gedenken an die Einführung einer Demokratischen Verfassung, ganz ohne König, im Zuge an die am 14. April abgehaltenen Regionalwahlen, aus der die Republikaner als Sieger hervor gingen. Dieses Gedenken, bei dem dann gerne die Flagge geschwenkt wird, bei der der unter Streifen lila statt rot ist, ist wiederum ein knallrotes Tuch für die politische Rechte und auch die konservativen Kräfte im Land. Ganz ohne König und so ein revolutionäreres Romantisieren das geht für die gar nicht und deswegen will man davon gar nichts wissen. Deshalb ruft die Tatsache, dass es an ebendiesen 14. April eine Veranstaltung zu eben jenem revolutionären Gedenken in der Casa de la Cultura von El Paso gibt, in den Kommentaren zu der entsprechenden Zeitungsmeldung, die Empörten auf den Plan. Übelste Beschimpfungen gibt es da, und offen wird gegeifert, dass es unter Franco dann doch besser geworden sei. Der rote Terror wird aufgelistet und so weiter und so fort. Spannend an der Geschichte ist nun aber, dass diese Veranstaltung, unter anderem mit wissenschaftlichen Referenten versehen, von der Gemeinde El Paso und der Inselregierung abgehalten wird. Zum einen soll im ersten Zeil die Zweite Republik auf La Palma begutachtet werden, und anschließend gibt es dann ein Referat über die „Rolle der Frau“ (auch hierzu der große Wiglaf Droste) in eben jener Zeit, so wurde damals z.b. das Wahlrecht für Frauen eingeführt. Den Abschluss bildet dann eine Diskussionsrunde mit dem Titel „Spanien im Kontext der Zweiten Republik“, die von dem Journalisten Javier Rodríguez García von Cadena SER. Jetzt ruft diese Veranstaltung aber nicht nur bei den rechten Gesellen einen gewissen Unmut hervor. Schließlich ist das ja nun ein traditionell linker Gedenktag und manch einer stellt sich nun die Frage, weshalb sich die Coalicion Canarias, die ja nicht unbedingt für revolutionäres Gedankengut bekannt ist, so eine Veranstaltung abhält. Und so klagen andere Leser in der Zeitung nun über eine Art Identitätsdiebstahl, welchen die Kanarischen Nationalisten auf Kosten der traditionellen Linken da begehen würden.
