Puerto Naos und La Bombilla bleiben zu, und nicht nur die Werte, die man auf der offiziellen Website anschauen kann, lassen böses schwanen. Auch die Guardia Civil, die selbst regelmäßige Messungen durchführen, haben das heute noch mal bestätigt. Es gibt keine Aussichten auf Verbesserung. So hat die Guardia Civil mitgeteilt, wird es nicht zu einer kurzfristigen Öffnung der Gebiete kommen. Nimmt man da dann die Werte der offiziellen Seite hinzu, dann wird das auch mittelfristig nichts werden. Die Frage was eigentlich kurz- bzw. mittelfristig bedeutet steht da natürlich im Raum. In welchen temporalen Dimensionen wird da eigentlich gedacht? Und viel wichtiger ist da ja die Frage, wie wir damit umgehen sollen? Immer noch ist es so, dass nach 5 Monaten, von einzelnen Messtationen abgesehen, nicht wirklich eine positive Entwicklung zu sehen ist. Also bleibt Puerto Naos Geisterstadt. Und irgendwie ist nun langsam die Frage, wie lange das gehen wird, bzw. wie lange wir diese Situation aushalten können. Dort, und auch in La Bombilla wohnen schließlich im Normalfall Menschen, und irgendwann muss man ja dann zu dem Schluss kommen, dass die Situation so nicht mehr tragbar ist. Weder individuell, als auch gesellschaftlich. Der Zustand der Wohnungen dort wird ja nicht besser, und wenn man mit Leuten redet, die weiter oben, nach Monaten in ihre Unterkünfte zurückkehren konnten, dann haben die 70-80% ihres Eigentums auf den Müll werfen können. Das Zeug war einfach verschimmelt, genauso wie die Wände des Hauses. Und schon vor Monaten haben vereinzelte Wissenschaftler gesagt, dass die Geschichte, wenn es dumm laufen würde, tatsächlich Jahre gehen könnte. All den Leuten, die dort wohnen oder arbeiten fehlt damit ja eine Perspektive. Als Gesellschaft bleibt das auch schwierig, Puerto Naos, so unattraktiv das auch der einzelne finden mag, ist touristisch gesehen der wirtschaftliche Hauptort der Westseite. Wir reden da ja nicht nur vom Hotel und den Appartements, sondern auch von der erweiterten Infrastruktur, die da um den Strand rumgebaut ist. Also Bars, Restaurants und kleine Läden. Das sind Arbeitsplätze und einfach fehlendes Geld im Inselkreislauf. Da wir hier außer Bananen nichts exportieren, sind wir auf Gedeih und Verderb, auf diese Gelder angewiesen, weil wir das ja dann wieder, durch unseren Warenkonsum, wieder nach Europa zurückschicken. ausesHaui
Die Frage ist ja, ob es unter Umständen technische Möglichkeiten gibt, das Problem zu beheben. Kann man das Zuviel an CO2, in Puerto Naos reden wir immer noch vom 8-fachen des Grenzwertes, und in La Bombilla ist das teils noch heftiger, irgendwie anderweitig umleiten. Ist so etwas technisch machbar und wenn, auch bezahlbar? Bislang hört man zumindest öffentlich nichts in diese Richtung, dass da seitens der Regierung oder der Wissenschaft irgendwas angedacht ist. Und wenn man nichts hört, weil einfach so etwas nicht möglich ist, brauchen wir irgendwann eine Diskussion, wie es weitergehen kann? Werden die Betroffenen dann auch irgendwann entschädigt, weil Sie ihr Zuhause auch an den Vulkan verloren haben? Können wir auf Puerto Naos verzichten oder muss da eine Alternative her? Schon vor Monaten hat man ja beschlossen, Land zwischen Puerto Naos und Charco Verde für die touristische Nutzung frei zu geben, und so manch einer, mittlerweile hat es wohl sogar Anzeigen gegeben, unterstellt da Eigeninteresse der Politiker, weil die Familie dort über Ländereien verfügt. Schon während des Ausbruchs gab es ja den Plan eines Neu-Todoques, was sich ziemlich schnell, als ein Versuch herausstellte, wirtschaftliche Investitionen, für den Ano dazumal geplanten Aridanegolfkomplex, zu retten. Die Inselregierung hat die Pläne dann glücklicherweise recht schnell durchschaut und der, vordergründig selbstlosen Initiative, ratzfatz eine Absage erteilt. Unabhängig vom Tourismus, auch die Einheimischen brauchen im Sommer einen Strand. Tazacorte ist jetzt schon am Wochenende überfüllt, und wenn die Piste aufgeht, dann haben wir noch Charco Verde dazu, aber das wird da auch recht schnell eng werden. Natürlich ist „brauchen“ relativ, aber die Sommerferien am Strand sind hier wichtiges Kulturgut, die rückwärtige Bar für Papa und der Eisverkauf für die Kleinen inklusive. Wird also irgendwann „Neu-Naos“ geplant und gebaut? Die Diskussion über so etwas stelle ich mir alles andere als angenehm vor. Ich persönlich kann auf Puerto Naos, vom Orinoko abgesehen, ja ganz gut verzichten. Ich bin aber ja auch nicht alleine auf der Welt und der Vulkan hat zumindest unsere Behausung ja nicht in Mitleidenschaft gezogen. Wer aber eigentlich dort, oder in La Bombilla wohnt, der braucht irgendwann eine Perspektive und wenn es diese nicht geben sollte, eine Alternative. Das selbe gilt auch für die Menschen, die dort ihren Arbeitsplatz haben oder hatten.