So eine Pandemie hat ja nicht nur gesundheitliche sondern auch wirtschaftliche Folgen. Gestern wurden die Arbeitslosenzahlen veröffentlicht. Und so ein Kalenderjahr nimmt man dann eben gerne zum Vergleich. La Palma kommt da im kanarischen vergleich noch recht gut weg. Zu Beginn des Kalenderjahres gab es auf der Insel 7.990 Menschen auf Jobsuche. Nach fast einem Jahr Corona sind wir 9.018 also 1.028 mehr, was so über den Daumen einen Anstieg von 12,5% bedeutet.
Auf den gesamten Kanaren, als La Palma und der ganze Rest, gibt es offiziell 269.437 Arbeitslose, das sind 61.188 oder eben 29,4 % mehr als vor einem Jahr. Das ist aber wohl erst der Anfang. Ein große Anzahl von Menschen sind gerade noch in ERTE, also der spanischen Version der Kurzarbeit. Diese wird wohl auch erstmal noch verlängert, da ein Auslaufen zum 31.1.21 wohl noch massivere Folgen hätte. Allerdings gibt es da halt auch nur noch 50% vom Nettolohn und so wird die mangelnde Kaufkraft munter weitergegeben. Das wird, wenn wir mal alle geimpft sind, und die ganze Geschichte wieder normal laufen sollte, Jahre dauern um wieder auf die Füße zu kommen. Die ERTE-Geschichte hat einen Vorteil aber auch einen Nachteil. Wer seine Angestellten in ERTE schickt, der darf die im Anschluss nicht entlassen, sonst muss er das Geld zurückzahlen. Wenn dieses Instrument irgendwann ausläuft, aber gleichzeitig kein Geld mehr verdient werden kann, um den Betrieb auf einem kostendeckenden Level zu halten, dann könnte es für so manchem Arbeitgeber sinnvoller sein, den Laden einfach zu zumachen. Dann ist keine Rückzahlung fällig. Dabei muss da nicht mal eine böse Absicht unterstellt werden, es ist einfach so, dass viele Geschäfte und Unternehmen bei einer niedrigeren Kaufkraft nicht mehr lohnen. Vielen kleinen Unternehmern ist es dann warscheinlich gar nicht möglich einfach weiter zu machen. Bei einigen werden die finanziellen Reserven vielleicht auch bald aufgebraucht sein. Fixkosten wie Miete liefen ja schließlich weiter und gleichzeitig hat auch kaum jemand etwas verdient im letzten Jahr. Auch größere Unternehmen sind davon betroffen. Canaryfly, einer unserer beiden lokalen Fluggesellschaften, wird den Betrieb ab nächster Woche, erstmal bis März einstellen, weil sich die Geschichte einfach nicht mehr lohnt. Da es denen eh nie so richtig gut ging, bleibt mal abzuwarten, ob die überhaupt nochmal abheben werden.
Jetzt zum königlichen Gebäck: Wir sind ja jetzt schon ein paar Jahre hier und man gewöhnt sich Stück für Stück Dinge aus der neuen Heimat an. Wir haben schon immer auf die komischen Kränze geschaut, die sich vor dem Dreikönigstag hier in den Supermärkten stapeln. Das mit dem „Roscón de Reyes“ war uns schon bekannt, allerdings ist das mit den spanischen Kuchen für unseren alemanisch geprägten Gaumen immer so eine Sache, dass Zeug ist pappsüß, und zumindest ich mag sowas nicht essen und träume statt dessen seit fast 10 Jahren von einem Stück schön säuerlichem Johannesbeerkuchen. Mein Kinder sind aber schon entsprechend aufgewachsen und Sohnemann lauert jeden Sonntag dem Törtchenmann auf, der mit lautem Gebimmel und Gehupe vor unserem Haus hält, um dort sein Taschengeld in Gebäck zu investieren. Jetzt hat meine Frau aber den Kindern zuliebe mal nach einem Rezept für den sagenumwobenen Königlichen Kranz gesucht und es ist tatsächlich nur ein Hefeteig. Jetzt kommt der Schwabe in mir durch, morgen gibt es nämlich einen Hefekranz, also das traditionell schwäbische Beerdigungsgebäck. Lecker!!! Das das Ding mit Sahne gefüllt ist, ist erstmal geschenkt, die bunte Verzierung ebenso. Meine Frau hat da auch noch eine Münze drin platziert. Wer die findet ist König oder zumindest im Besitz von einem Euro. Normalerweise wird hierfür ein kleine Porzellankönig verwendet. Der Euro ist mehr so ein Notbehelf. Wenn eines der Kinder in findet, dann wird da am Sonntag eh ein Törtchen für gekauft, der Kuchenmann nimmt schließlich keine Porzellankönige.